Full text: [Abt. 2 = 6. Schulj, [Schülerband]] (Abt. 2 = 6. Schulj, [Schülerband])

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Sahara ebensowenig zu einander kommen könnten, als die durch 
das Wasser des Ozeans getrennten Völker ohne Segel- und Dampf¬ 
schiffe. Gleich diesen Fahrzeugen wird das Wüstenschiff vor der 
Abfahrt mit Waren und Lebensmitteln beladen; gleich ihnen hält 
es bei den Inseln an, um frisches Trinkwasser aufzunehmen, und 
landet endlich in den Hafenorten, welche rings die Sahara um¬ 
geben. Das Wasser trägt es in mächtigen Lederschläuchen, die Lebens¬ 
mittel in Körben, welche aus Palmenfasern geflochten und in ver¬ 
schiedene Fächer geteilt sind, und da es im Sandmeere ebensowenig 
wie auf dem Wassermeere an Räubern fehlt, so wird das Kamel 
auch mit Waffen beladen. — Die größte Gefahr bringen jedoch die 
Stürme, die hier noch schrecklicher sind, als auf dem Ozeane, und 
denen eine unheimliche Stille vorauszugehen pflegt. Der Sand der 
Wüste wird lebendig und in seinem innersten Grunde aufgewühlt; 
ungehemmt bewegt er sich in Wellen wie das Wasser des Meeres; 
die feinsten Körner durchfliegen, schäumenden Wasiertropfen gleich, 
im Sturme die Luft und fallen mit einer Hitze auf Menschen und 
Tiere danieder, als wären sie in einem Glutofen erwärmt worden. 
Sie dringen durch die Kleider der Reisenden, ja selbst durch die 
Poren und Fugen der Kisten und Schläuche, und machen die mit¬ 
genommenen Lebensmittel ebenso unbrauchbar, wie das Meer, wenn 
der Sturm die salzigen Wellen desselben in die Schiffsräume wirft. 
Ist das Toben des Windes vorüber, dann gleicht die große Sand¬ 
fläche mit ihren starr gewordenen Wellen so recht dem vom Sturme 
aufgewühlten Ozean. 
Ein zweiter Todesengel, der dem Reisenden nicht selten die 
letzte Kraft aus Mark und Bein raubt, seinen matten Leib mit 
brennender Glut durchwühlt, den Schmerzenslaut auf den heißen 
Lippen ersterben läßt, ist der Durst, von dem man hier noch mehr 
gepeinigt wird, als auf dem Meere, wenn die in dem Schiffe mit¬ 
genommenen Wasservorräte ausgegangen sind. Kann keine Quelle 
aufgefunden werden, so stellt sich auch bald dumpfe Verzweiflung 
ein. Fieberhafte Träume verscheuchen den Schlaf von den Augen 
des Schmachtenden, und bei lebendigem Leibe werden dem Unglück¬ 
lichen schon die gräßlichen Grabeslieder der Wüste von der toten¬ 
räuberischen Hyäne vorgeheult, und wohin er auch sieht, und was 
er auch hört, überall kündigt der Tod sich an.
	        
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