IV. Fabeln.
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IV.
Kabeln-
223. Möpschen un- Spihchen.
„Horch doch, Spitzchen, ich will dich was
fragen;
Du sollst mir ganz heimlich sagen,
Wo hast du den schönen Knochen ver¬
steckt,
Daß ihn kein böser Dieb entdeckt?" —
5. „Nein, Möpschen, ich schweige lieber
still,
Der Dieb ist's eben, der's wissen will."
Das Möpschen hat gesucht und gerochen,
Bis hinter dem Stall es fand den
Knochen.
In seiner Schnauze') hat es ihn schon,
10. Da bekam es gar einen schlimmen Lohn;
Herr Spitzt der faßt' es gar derb am
Kragen3),
Da lief es davon mit Schreien und
Klagen *).
W. Hey.
224. Kischlein.
„Fischlein, Fischlein, du armer Wicht,
Schnappe nur ja nach der Angel') nicht!
Geht dir so schnell zum Halse hinein,
Reißt dich blutig und macht dir Pein.
5. Siehst du nicht sitzen den Knaben dort?
Fischlein, geschwinde schwimme fort!"
Fischlein möcht' es wohl bester misten,
Satzes nur nach dem fetten Bissen,
Meinte, der Knabe mit seiner Schnur
10. Wäre hier so zum Scherze nur.
Da schwamm es herbei, da schnappt'
es zu.
„Nun zappelst du, armes Fischlein du."
W. Hey.
Kehrein, Lesebuch. Untere Lehrstufe.
225. Eichhorn und -er Wind.
„Huhu! wie bläst') du kalt, Herr
Wind!
Mein Thürchen stopf' ich zu geschwind,
Und thu' mir ein andres auf da drüben."
„Ich blase auch dort ganz nach Be¬
lieben." —
5. „So mach' ich jenes wieder zu
Und rufe vergnügt: Bleib draußen
du-)!"
Der Wind der3) machte ein bös Ge¬
sicht,
Das Eichhorn sah es eben nicht.
Der Wind der schüttelte an dem Baum,
10. Das Eichhorn drinnen merkt' es kaum;
Es ließ ihm draußen seinen Lauf
Und knackte sich ein Nüßchen auf.
W. Hey.
226. Der Dalie.
1. Was ist das für ein Bettelmann?
Er hat ein kohlschwarz') Röcklein an
Und läuft in dieser Winterszeit
Vor allen Thüren weit und breit,
Ruft mit betrübtem Ton: „Rab!Rab!
Gebt mir doch auch einen Knochen ab!"
2. Da kam der liebe Frühling an,
Gar wohl gefiel's dem Bettelmann,
Er breitete seine Flügel aus
Und flog dahin weit übers Haus;
Hoch aus der Luft so frisch und munter:
„Habt Dank! Habt Dank!" rief er her¬
unter.
W. Hey.
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