217. Die Möven.
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Schaumbälle auf den Wogen und stechen durch ihre blendenden Farben
von diesen so lebhaft ab, daß sie dem Meere zum wahren Schmucke
werden. Ihr Flug geschieht mit langsamen Flügelschlägen; diese wech¬
seln aber oft mit einem anhaltenden, leichten und schönen Schweben ab.
Widerlich ist die Stimme, welche bald aus stärker, bald aus schwächer
schallenden, kreischenden und krächzenden Lauten besteht. Unter den Sin¬
nen stehen Gesicht und Gehör entschieden oben an. Alle Möven sind
kluge, verständige Vögel, welche die Verhältnisse wohl zu würdigen und
ihr Benehmen darnach einzurichten wissen; sie sind mutig anderen Ge¬
schöpfen gegenüber, selbstbewußt und etwas herrschsüchtig, lieben anch die
Gesellschaft mit anderen ihrer Art; aber sie zeigen sich eben so neidisch,
mißgünstig und unfreundlich gegen andere Vögel und opfern ihrer Fre߬
gier die scheinbar bestehende Freundschaft ohne Bedenken. Dem Menschen
mißtrauen sie allerorten und unter allen Umständen; gleichwohl erscheinen
sie immer und immer wieder in seiner Nähe, besuchen jeden Hafen, jede
Ortschaft an der Küste, umkreisen jedes Schiff, welches in See geht oder
dem Lande sich nähert, soweit es eben zulässig erscheint, weil sie durch
Erfahrung kennen gelernt haben, daß ans dem inenschlichen Haushalte
immer etwas Brauchbares für sie abfällt.
Das größte Einvernehmen herrscht, sobald es gilt, einer gemein¬
schaftlichen Gefahr zu begegnen, einem gemeinschaftlichen Feinde zu wider¬
stehen: Raubvögel, Ranbmöven und Kolkraben oder Krähen werden von
allen Möven, welche in der Nähe sind, gleichzeitig angegriffen und ge¬
wöhnlich auch in die Flucht geschlagen. Außer der Brutzeit kann es
geschehen, daß man auch einzelne alte Möven sieht; während der Brut
aber vereinigen sich alle Arten zu Gesellschaften, welche nicht selten zu
ungeheuren Scharen anwachsen. Schon im nördlichen Deutschland gibt
es Mövenberge, welche von mehreren hundert Paaren bewohnt werden;
weiter oben im Norden kann man Ansiedlungen sehen, deren Anzahl
keine Schätzung zuläßt.
Die Jungen kommen in einem dichten, gefleckten Dunenkleide
aus den Eiern und verlassen das Nest da, wo sie können, schon in
den ersten Tagen, fortan am Strande sich umhertreibend und nötigen¬
falls zwischen Bodenerhebungen sich verbergend, oder im Wasser
Zuflucht suchend. Diejenigen aber, welche auf den Gesimsen steiler
Felsenwände erbrütet wurden, müssen hier aushalten, bis ihnen die