VI. Naturkundliche Darstellungen.
89. Laubfrosch und Teichfrosch.
Julius Stinde.
Ein Frosch ist gar bald gefangen und ein Gefäß für seine Auf¬
bewahrung leicht gesunden, aber viel schwerer ist es, an dem gefangenen
Tiere Beobachtungen zu machen und ihm alle jene Eigentümlichkeiten
abzumerken, durch die wir ihn genau kennen lernen und ein Bild von
seinem Leben gewinnen können. Ein zweckmäßiges Terrarium, das heißt
ein tasten mit Glaswänden, auf dessen Boden Sand und 5ties gestreut
wurde, einem Wassergefäß zum Baden, Moosstücken und schattigen Höhlen
zum Verstecken, kann zum Beobachten unserer heimischen Kriechtiere voll¬
kommen ausreichen, wenn — namentlich angehende — Naturforscher
nur erst wissen, was an den gefangenen Tieren zu beobachten möglich ist.
Wer den Tieren nur einen flüchtigen Blick schenkt, der sieht so viel
wie gar nichts; wer nur hin und wieder ein wenig Zeit für sie übrig
hat, gewahrt des Wissenswerten und Merkwürdigen auch nur wenig.
Wer sich aber jahrelang der Beobachtung hingibt, der erfährt gar
mancherlei.
Vor einigen Jahren lebte in Leipzig ein Mann, der hieß Adolf
Franke, und alle freie Zeit, die er besaß, widmete er den in Deutschland
vorkommenden Reptilien und Amphibien. Alles, was Franke von den
Tieren lernte, schrieb er nieder, und als er noch fleißig weiter beob¬
achten und forschen, noch mehr Geheimnisse aus dem Tierleben ent¬
rätseln wollte, da rief der Tod ihn ab. Von dem, was Franke gesehen
und mit seinen Fröschen und Schlangen erlebt hat, will ich hier nur