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alter Soldatenmantel war sein Kleid. Gar manche Schlacht
hatte der Invalide mitgekämpft und fast jede ihm einen
Denkzettel angehängt, bei dem für das Verlieren keine
Sorge nöthig war. Nur drei Finger an der rechten Hand
hielten den Bogen. Eine Kartätschenkngel hatte die zwei
andern bei Aspern mitgenommen, und fast zu gleicher
Zeit eine größere Kugel ihm das Bein weggerissen. Und
doch sahen heute die fröhlichen Leute nicht auf ihn, und
er hatte gar für den letzten Kreuzer Saiten auf seine
Violine gekauft und spielte mit aller Kraft seine gewöhn¬
lichen Märsche unb Tänze. Traurig sah der alte Mann
ans die wogende Menschenmasse, ans die fröhlichen Ge¬
sichter, aus die stolze Pracht ihres Putzes. Bei ihrem
Lachen drang ein Stachel in seine Seele; — heute Abend
mußte er hungern auf seinem Strohlager im Dachstübchen.
Sein Pudel war in der That besser dran; er fand doch
vielleicht auf dem Heimwege einen Knochen unter einem
Rinnsteine, an dem er seinen Hunger stillen konnte.
Schon war's ziemlich spät am Nachmittage. Die Hoff¬
nung des geigenden Invaliden war so nahe am Unter¬
gänge wie die Sonne; denn schon kehrten die Lustwandler
zurück. Als endlich Alles fruchtlos blieb und die müde
Hand den Bogen nicht mehr führen konnte, auch sein
Bein ihn kaum mehr trug, setzte er sich auf einen Stein,
stützte die Stirn in die Hand, und die Erde trank einige
heimliche Thränen, und die sagt's nicht weiter.
Ein stattlich gekleideter Herr aber, der dort in der
Nähe am Stamm- einer alten Linde lehnte, hatte den un¬
glücklichen Musikanten, ohne von diesem bemerkt zu wer¬
den, schon eine Zeitlang mit tiefempfundenem Mitleid
betrachtet, auch zuletzt gesehen, wie die verstümmelte Hand
die Thränen abwischte, damit das Auge der Welt die
Spuren nicht sähe. Da war's diesem Herrn, als wenn
die Thränen des Alten wie siedend heiße Tropfen auf
sein Herz gefallen wären, und er trat rasch hinzu, reichte
ihm ein Goldstück und sagte: „Leihet mir Eure Violine
ein Stündchen!" Der Invalide sah voll Dankes den Herrn
an, der mit der deutschen Sprache so holperig umging,
wie er mit der Geige. Was er aber wollte, verstand der
Alte bo 1) und reichte ihm seine Violine. Die war nun
so schlecht nicht; nur der gewöhnliche Geiger kratzte so
übel. Der Herr stimmte sie glockenrein, stellte sich dar-