Full text: [Teil 1 = (Für Sexta), [Schülerband]] (Teil 1 = (Für Sexta), [Schülerband])

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Das Eis der Oberfläche ist gewöhnlich rauh; nur an manchen Stellen 
sind blanke, glatte Bänder und Flecken. Von den Bergen weht der Staub 
auf den Gletscher und schmilzt in das Eis ein, da ihn die Sonne erwärmt. 
Da, wo ein Häuschen Staub zusammengeweht ist, oder wo ein flacher, dünner 
Stein liegt, wärmt die Sonne am stärksten; dort entsteht ein Loch, das sich 
mit Wasser füllt und manchmal ziemlich tief wird. Die Wanderer machen sich 
das Vergnügen, den Bergstock in ein solches Wasserloch hinein zu schleudern; 
er springt dann wie ein Taucher wieder heraus. 
Wenn ein Gletscher an einem steilen Abhang endigt, so schiebt sich sein 
Ende über den Abgrund hinaus und bricht stückweise ab. Eisblöcke, so groß 
wie ein Haus, stürzen hinunter und zersplittern. Ein solches Tal kann natürlich 
nicht bewohnt werden. 
Die großen Gletscher der Alpen sind die Vorratskammern, aus denen 
alle größeren Flüsse des Landes selbst in den trockensten Sommern ihr Wasser 
erhalten; ja sie schwellen gerade zur heißesten Zeit am meisten an. Die Gletscher 
und Firnfelder sind die Sparkästchen, ans denen das ganze Tiefland zur Zeit 
der Trocknis Wasser erhält; sie sind die Eismeere in der Höhe, von denen 
die Ströme gleich Adern herab nach den Ebenen ziehen. 
Das Weltmeer sendet nachher das empfangene Wasser wieder als Wolken 
zurück, und diese schütteln neuen Schnee auf die Firner. Es ist hier ein ewiger 
Kreislauf, der für das ganze Land Segen bringt. Hier und da richten die 
Gletscher wohl einmal Unheil an, aber für das große, weite Land sind sie 
eine Wohltat. 
Die Gefahr beim Übergang über einen Gletscher liegt vorzugsweise in 
den verschneiten Klüften und Spalten. Offene Spalten können übersprungen 
oder umgangen werden, in überschneite dagegen bricht der Wanderer durch. 
Man unternimmt einen Marsch über einen nicht genau bekannten Gletscher 
deshalb nie allein, sondern in Gesellschaft. Sämtliche Personen knüpfen sich 
in gleichmäßigen Absätzen an einem langen Seile fest. Der vorderste prüft 
mit dem Stocke den Boden, ob er sicher ist; bricht ja ein Glied der Gesellschaft 
in eine Spalte, so wird es durch die übrigen gehalten. So kommt es, daß 
trotz der zahlreichen Übergänge über die vielen Gletscher, die alljährlich aus¬ 
geführt werden, doch nur wenig Unglücksfälle vorkommen. 
173. Die Lawinen. 
Von H. 39 et g n c r. Entdeckungsreisen tu der Heimat. Leipzig, 1865. 
Der Schnee ist ein herrliches Ding für die Kinder! Wie lustig tanzen 
die Flöckchen, wenn's schneit; wie ziehen sie hinab und wieder ein Stückchen 
hinauf, drehen sich ringsum und machen allerlei drollige Manöver, ehe sie 
zu Boden sinken! Welche wunderhübsche Sternchen zeigen sie; schöner und 
zierlicher, als man sie zeichnen kann. Und dann, wenn es geschneit hat, wenn 
alle Getreidepflänzchen ans dem Felde mit der warmen Winterdecke eingehüllt
	        
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