Full text: [Teil 1 = (Für Sexta), [Schülerband]] (Teil 1 = (Für Sexta), [Schülerband])

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solange das Tal beim Ausgange der Sonne noch in grauer Dämmerung 
lag. Wenn auch nicht mit Goldpurpur übergössen wie die himmelanstrebenden 
spitzen der Alpen, so thronte er doch in seinem glänzenden Wintermantel wie 
ein Fürst in seinem Gebiete. 
Obwohl schon zehn Uhr morgens, war die Sonne doch erst vor einer 
Stunde hinter den Bergen hervorgekommen. Es empfing uns ein Tal, in 
das bis jetzt noch kein Sonnenstrahl gedrungen war. Rechts und links erhoben 
sich die Bergrücken zu einer ziemlichen Höhe, von oben bis unten mit Tannen 
bewachsen. Das Grün ihrer Zweige triumphierte siegreich über den weißen 
Schnee; fröhlich und frei ragten sie in die blaue Lust empor, ihre ganze 
Schönheit entfaltend. 
Schlitten, nüt Reisig beladen, kamen uns entgegen und glitten in 
raschem Laufe die steile Landstraße herab. Bei der Enge des gebahnten Weges 
mußten wir seitwärts im Schnee Halt machen, bis sie vorüber waren. Auf 
der Spille sitzt der Lenker, mit der rechten Hand die Deichsel fassend, mit der 
linken sich an einer der gekrümmten Kufen festhaltend. Scharf ist sein Auge 
auf jede Krümmung des Weges gerichtet. Bald setzt er rechts, bald links mit 
den Hacken ein, bald gibt er mit den Armen, bald mit dem Rücken dem 
Schlitten einen kleinen Ruck, um ihn im Geleise zu halten. Es ist eine hals- 
brechende Fahrt. 
Es war eben ein sogenannter Holztag, einer von den Tagen, an denen 
die ärmeren Leute von der Erlaubnis Gebrauch machen, vertrocknete Bäume 
und Zweige aus dem Walde zu holen. Mit Schlitterl, Veilen und Reisighaken 
versehen, ziehen sie scharenweise an solchen Tagen schon am frühen Morgen 
in den Wald. Suchend geht es von Baum zu Baum, und wo ein trockner 
Zweig sich findet, wird er mit dem Haken heruntergerissen. Überall knickt und 
knackt es, überall sind Frauen und Kinder beschäftigt, das trockene Holz zusam¬ 
menzulesen und auf Schlitten zu Packer. Es ist ein geschäftiges Treiben au 
den Holztagen im Walde, und der Forstmann muß sein Gebiet nach allen 
Richtungen durchstreifen, urn nachzusehen, daß die Holzgänger nicht gegen die 
bestehenden Gesetze freveln. 
Je höher hinauf wir kamen, desto ruhiger wurde es uni uns her. Nur 
der Waldbach, der uns zur Linken über Klippen und Felsen hinunterstürzte, 
unterbrach die ernste Stille. Im Winter und Sommer begrüßt er geschwätzig 
unter Hüpfen und Springen den Wanderer und wird nicht müde, seine Stimme 
ertönen zu lassen, als könnte er kein Ende finden, sein Waldleben zu Preisen. 
Trotz der grimmigen Kälte hatte er sich doch von den beengenden Fesseln des 
Eises frei zu erhalten gewußt. Triuniphierend zeigte er überall sein klares, 
kristallhelles Wasser. Nur die Klippeu des steinigen Bettes, über dem ein 
duftiger Nebelschleier schwebte, waren mit Eiszapfen behängen, während an 
den Ufern das zarte Moos unter dem weißen Schnee freundlich hervorlugte, 
als wollte es den Winter verlachen.
	        
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