Po elfe.
tagst
A. Erzählende Gedichte.
I. Fabeln und Parabeln.
1. Ellengröße.
1. Die Pappel spricht zum Bäumchen:
„Was machst du dich so breit
Mit den geringen Pfläumchen?"
2. Es sagt: „Ich bin erfreut,
Daß ich nicht bloß ein Holz,
Nicht eine leere Stange."
3. „Was?" ruft die Pappel stolz,
„Ich bin zwar eine Stange,
Doch eine lange, lange!"
Abraham Emanuel Fröhlich, Gesam¬
melte Schriften, Frauenfeld 1853,
1. Bd. (Fabeln) S. 23 f.
2. Der Ochs und der Esel.
1. Ochs und Esel zankten sich
Beim Spaziergang um die Wette,
Wer am meisten Weisheit hätte:
Keiner siegte, keiner wich.
2. Endlich kam man überein,
Daß der Löwe, wenn er wollte,
Diesen Streit entscheiden sollte;
Und was konnte klüger sein?
3. Beide reden tief gebückt
Vor des Tierbeherrschers Throne,
Der mit einem edlen Hohne
Auf das Paar herunterblickt.
4. Endlich sprach die Majestät
Zu dem Esel und dem Farren:
„Ihr seid alle beide Narren."
Jeder gafft ihn an und geht.
Gottlieb Konrad Pfeffel, Poetische
Versuche, 4. Ausl. Tübingen 1802,
1. Teil S 185.
Vgl. das Gedicht Nr. 8.
3. Der junge Hase.
1. Mit ernstem Schritte wie der Held
Von Manch«') kam ein junger Hase
Nach Haus und seine wunde Nase
Schien laut zu rufen: Staune, Welt!
2. „Du blutest, Neffe?" sprach ein Greis
Zu ihm, „was hat sich zugetragen?"
„Je nun, ich habe mich geschlagen,"
Versetzt er, „und der Kampf war heiß."
3. „Was?" rief die ganze Sippschaft aus,
„Geschlagen? Wie? Mit welchem Feinde?
Mit einem Hund?" — „Ah, lieben Freunde!
Mit einer ungeheuren Maus."
Gottlieb Konrad Pfeffel, Poetische
Versuche, 4. Aufl. Tübingen 1809,
9. Teil S. 70.
4. Der kriegerische Hase.
Ein Hase sprach: „'s ist wahrlich eine Schande,
Daß wir uns fürchten vor der Hundebande!
i) La Mancha (spr. Mantscha), Landschaft in Neukastilien, bekannt durch den fahrenden
Ritter Don Quijote (spr. Kichöte), den Helden eines berühmten satirischen Romans von dem
spanischen Dichter Cervantes.