Full text: Klasse 6 (fünftes Schuljahr) (Teil 4, [Schülerband])

Da erwachte das Brüderchen im Wagen und weinte. Das kleine Mädchen 
trat schnell heran und fuhr den Wagen hin und her; aber das Brüder¬ 
chen hatte wohl lange genug geschlafen und ließ sich nicht beruhigen 
und weinte nur noch lauter. Da griff das Mädchen nach dem Blatte 
und hielt es dem Brüderchen hin und rief: „Brüderlein! Sieh nur, 
liebes Brüderlein! Ei, was hab' ich hier für dich!" Da wurde oas 
Kindchen im Wagen still und griff mit seinen kleinen Patschhändchen 
nach dem trockenen Blatte und spielte damit. Und das Kindchen drehte 
es hin und her und nahm es zuletzt in den Mund, es mochte wohl 
denken, das fei Schokolade. Aber als dann die Mutter auf einen 
Augenblick hereintrat und das sah, nahm sie dem Baby das Blatt 
weg und warf es in den Torfkasten. 
„Nanu! Da ist ja das Blatt auch!" sagten die Torfstücke ver¬ 
wundert zueinander. „Wo kommst du denn her?" — „Ach, ich habe 
mit einem kleinen Mädchen sehr schön in der Stube gespielt." — „Ach, 
spiel' dich man nicht auf!" erwiderten die Torfstücke hochmütig. — 
Da sagte das Blatt nichts mehr. 
„Oh, wo ist mein Blatt geblieben?" rief das Mädchen, als die 
Mutter hinausgegangen war. Wie gerne hätte das Eichenblatt ge¬ 
rufen: „Hier bin ich, im dunklen Torfkasten! Nimm mich hinaus und 
spiele wieder mit mir." Aber im Torfkasten sah das Kind nicht nach. 
Da kam das Dienstmädchen, um nach dem Feuer zu sehen. Ein 
paar Torfstücke wurden in den Ofen geworfen und mit ihnen das Blatt. 
Hell flammte es einen kurzen Augenblick auf, dann war es ein Häuf¬ 
lein Asche.
	        
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