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heimlich zu Mut; denn hierneben hat es ganz vernehmlich geseufzt
und gestöhnt."
8. Der Kalif blieb nun auch stehen und hörte ganz deutlich
ein leises Weinen, das eher einem Menschen als einem Tiere anzu-
205 gehören schien. Voll Erwartung wollte er der Gegend zugehen,
woher die Klagetöne kamen; der Wesir aber packte ihn mit dem
Schnabel am Flügel und bat ihn flehentlich, sich nicht in neue, un¬
bekannte Gefahren zu stürzen. Doch vergebens! Der Kalif, dem
auch unter dem Storchenflügel ein tapferes Herz fchlug, riß sich
210 mit Verlust einiger Federn los und eilte in einen finstern Gang.
9. Bald war er an einer Türe angelangt, die nur angelehnt
schien, und woraus er deutliche Seufzer mit ein wenig Geheul
vernahm. Er stieß mit dem Schnabel die Türe auf, blieb aber
überrascht auf der Schwelle stehen. In dem verfallenen Gemach,
215 das nur durch ein kleines Gitterfenster spärlich erleuchtet war, sah
er eine große Nachteule am Boden sitzen. Dicke Tränen rollten
ihr aus den großen, runden Augen, und mit heiserer Stimme stieß
sie ihre Klagen aus dem krummen Schnabel heraus. Als sie aber
den Kalifen und seinen Wesir, der indes auch herbeigeschlichen war,
220 erblickte, erhob sie ein lautes Freudengeschrei. Zierlich wischte sie
mit dem braungefleckten Flügel die Tränen aus dem Auge, und
zu dem größten Erstaunen der beiden rief sie in gutem, menschlichem
Arabisch: „Willkommen, ihr Störche, ihr seid mir ein gutes Zeichen
meiner Errettung; denn durch Störche werde mir ein großes Glück
225 kommen, ist mir einst prophezeit worden."
10. Als sich der Kalif von seinem Erstaunen erholt hatte,
bückte er sich mit seinem langen Hals, brachte seine dünnen Füße
in eine zierliche Stellung und sprach: „Nachteule, deinen Worten nach
darf ich glauben, eine Leidensgefährtin in dir zu sehen. Aber ach!
230 deine Hoffnung, daß durch uns deine Rettung kommen werde, ist
vergeblich. Du wirst unsere Hilflosigkeit selbst erkennen, wenn du
unsere Geschichte hörst." Die Nachteule bat ihn zu erzählen, der
Kalif aber hub an und erzählte, was wir bereits wissen.
IV.
1. Als der Kalif der Eule seine Geschichte vorgetragen hatte,
235 dankte sie ihm und sagte: „Vernimm auch meine Geschichte und
höre, wie ich nicht weniger unglücklich bin als du. Mein Vater
ist der König von Indien; ich, seine einzige, unglückliche Tochter,