dem Heile seiner Seele; am fünften Tage seiner Krankheit empfing er das
heilige Abendmahl und am siebenten nahte sein Tod. Mit sterbender Hand
machte er auf Stirn und Brust das Zeichen des heiligen Kreuzes, legte
dann seine Hände gefaltet über die Brust zusammen und sprach mit ge—
schlossenen Augen und leiser Stimme: „Vater, in deine Hände befehle ich
meinen Geist!“ So entschlief der gewaltige Herrscher im 72. Jahre seines
Lebens nach einer fast 47 jährigen ruhmvollen Regierung am 28. Januar 814.
Noch an demselben Tage wurde der Leichnam gesalbt und unter lautem
Wehklagen des Volkes in einer Gruft der Marienkirche beigesetzt. Hier
saß er auf goldenem Throne, in vollem Kaiserschmucke, auf dem Haupte
die Krone und ein Stück des heiligen Kreuzes, an der Seite das Schwert,
um die Hüfte die goldene Pilgertasche, auf den Knieen ein goldenes Evan—
gelienbuch, zu den Füßen Scepter und Schild. In Sagen und Liedern
aber lebte sein Ruhm noch fort, und die Jahrhunderte hindurch wurde alles
Große und Schöne an seinen Namen geknüpft.
Spieß.
150. Willigis.
Im Jahre 1009 ν Milligis, der Lehrer Ruiser Ottos IIL, ein
frommer und gelehrter Mann, aum Bischofe von Mainæ geiwählt; er wur
aber von geringer, armer Herhunft und sein Pater ein Wagnersmonmnn
geresen. Deswegen haßten ihn die adeligen Domherren unmnd Mifts-
genossen, nahmen RKreide und malten Räder an die Muände und Diren
seines Schlosses und gedachten, ihm damit Verdrusß au bereiten und eine
Shmuch anauthun. Als der fromme Bischof ihren Mott vernalm, da
hieß er einen Maler rufen; dem befahl er, mit quter Farbe in alle seine
Gemũcher weiße Ruder in rote helder æu malen, und lieso einen Reim
daæu setaen, der sagtes , Willigis, Willigis, denk, iwoher du hommen Sis.“
Daher riihrt, daß seit der Zeit alle Bischöfe 2u Mainæ weiße Räder im
roten Schilde fuühren. Andere fügen hinau, Milligis habe dus Demutt ein
hölæernes Fflugrad stets an seiner Bettstũtte hängen gehabt.
Jauοâòν ν. Vi/hesm brimm.
151. Die Weiber von Meinsberg.
Der deutsche König Konrad III., der erste aus dem Geschlechte
der Hohenstaufen, lag gegen den Bayernherzog Welf im Kriege. Dieser
wurde im Jahre 1140 bei dem Städtehen Weinsberg im heutigen König-
reich Würtemberg in offener Feldschlacht besiegt. Das umlagerte Weins-
berg verteidigte sich zwar tapfer, konnte aber doch auf die Dauer
nicht widerstehen. Konrad, ergrimmt über den hartnäckigen Widerstand,
den die Belagerten geleistet hatten, beschloss, alle münnlichen Einwohner
des Ortes das Racheschwert fühlen zu lassen. Kaum verbreitete sich
die Kunde davon in der Stadt, so gingen die Thore auf, und eine
Gesandtschaft von Frauen kKam ins Lager, um von dem RKönige Gnade
zu erflehen. „Mit Weibern führe ich keinen Krieg“, sprach Konrad
Schmidt und Schillmann. IV.
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