61
man vant dà swa^ man wolte,
da^ der meie bringen solté,
den sóbate bl der sunnen,
die linden bl dem brunnen,
die senkten linden winde,
die Markes ingesinde
sin wesen engegene maobeten,
die liebten bluomen laobeten
dem betouwetem grase,
des meien vriunt, der grüene wase,
der hsete bluomen ane geleit
8Ó wunnecllchiu sumerkleit,
da^ sl den lieben gesten
in ir ougen widerglesten.
diu süe^e boumbluot sach den man
so rehte suo7,e lachende an,
da^ sich daj; herze und al der muot
wider an die lachende bluot
mit spilnden ougen machete
nnd ir alles; widerlachete.
da^ senkte vogelgedoene,
daa; sirene, da^ scboene,
da^ oren unde muote
vil dicke kumet ze guote,
das; vulte dà bere unde tal.
diu saelige nahtegal,
da^ liebe süe^e vogelln,
da^ iemer stiege müe^e sin,
da^ kallete der blüete
mit selber übennüete,
da^ dà mane edele herze van
vröude unde hohen muot gewan.
Man fand da, was man wollte,
Daß der Frühling bringen sollte,
Die Schatten bei der Sonnen,
Die Linde bei dem Bronnen,
Die sanften, linden Winde,
Die Marlens Ingesinde
Scherzend entgegenfächelten;
Die lichten Blumen lächelten
Aus dem betauten Grase.
Des Maien Freund, der grüne Wase,
Der hat aus Blumen angetan
Ein Sommerkleid so wohlgetan,
Daß sie dem Gast aus Mienen
Und Augen wiederschienen.
Die süße Baumblut' sah den Mann
Mit so süßem Lächeln an,
Daß sich das Herz und all der Mut
Wieder an die lachende Blut'
Mit spielenden Augen machte
Und ihr entgegenlachte.
Das sanfte Vogelgetöne,
Das süße, das schöne,
Das Ohren und Mute
So lieblich kommt zugute,
Scholl aus den Büschen überall.
Die selige Nachtigall,
Das liebe, süße Vögelein,
Das immer selig muffe sein,
Das sang aus der Kühle
Mit solchem Hochgefühle,
Daß den edeln Herzen all
Gab Freud' und hohen Mut der Schall.
In „Tristan und Isolde" ist besonders wertvoll die Charakteristik zeitgenössischer
Dichter (Hartmann von Aue, Blicker von Steinach, Heinrich von Veldeke, Walther
von der Dogelweide u. a. m.). — Hier eine Probe:
Maßn,. H20, 3. Sechsteln, v.
Wen mac ich nft m6r gelesen?
ir ist und ist genuoc gewesen
vii 8innec und vii rede rich,
von Veldeken Heinrich,
der sprach vollen sinnen.
Wie wol sane er von minnen !
Wie schone er slnen sin besneit!
mh wsene, er sine wtsheit
Pegasea urspringe nam,
von dem diu wlsheit elliu kam.
löe hàn sin selbe niht gesehen,
hoere ich aber die besten jehen,
die dò bl slnen jàren
Und Bit her meister wàren :
die selben gebent im einen prls,
Slmtod a. a. <D., S. H94.
Wen soll ich ferner auserlesen?
Noch viele sind, und sind gewesen,
An Sinn und Rede wonniglich,
Von VeldekHerrHeinrich,
Der sprach aus vollem Sinne!
Wie wohl er sang von Minne!
Wie schön ist seines Sinnes Hülle,
Als hätt' er seiner Weisheit Fülle
Aus dem Quell des Pegasus genommen,
Von dem die Weisheit all' ist kommen.
Ich hab' ihn selber nicht gesehn,
Die Besten aber gestehn,
Die da in seinen Jahren
Und seither noch Meister waren,
Die geben all' ihm einen Preis: