Full text: Sang und Spruch der Deutschen (Band 3)

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Das Volkslied: V. Geistliche Dichtung. 
die heben empor sie 
zum Himmelreiche, 
wo Leben ohn' Tod, 
Licht ohne Finsternis, 
^Sitz ohne Sorgen 
und niemand siech; 
denn dem, der oben 
ein Eigen gewinnt, 
ein Haus im Himmel, 
kommt Hilfe genug. 
Darum so mahne 
der Mut den Menschen, 
so daß Gottes Willen 
gerne er wirke, 
weit weg er weise 
der Hölle Werke, 
der Unterwelt Angst, 
wo der uralte Satan 
heiße Lohe haucht. 
Darob mag im Herzen 
sinnen und sorgen, 
wer sündig sich weiß. 
2° Weh dem, der in Finsternis 
Frevel soll büßen, 
brennen in der Kluft: 
das ist ein qualvoll Ding, 
wenn er harret zum Herrn 
und Hilfe nicht kommt; 
wenn sie wähnet in Gnade 
die beweinenswerte Seele, 
und nicht gedenket ihrer 
der Himmelgott droben, 
2« weil nicht seinen Willen 
hier unten sie wirkte. 
Reden hört ich 
der Welt Rechtweiser, 
der Antichrist solle 
mit Elias streiten, 
der Verfehmte wappnet; 
sie stürmen zur Fehde, 
Grimm sind die Kämpen, 
groß ist der Kampfpreis. 
»v Elias streitet 
fürs ewige Leben, 
will den Rechttuenden 
das Reich befesten: 
so wird ihm helfen 
der Himmelswalter. 
Aber zum Altfeinde 
steht der Antichrist, 
steht zu dem Satanas, 
der ihn versenken soll. 
«°So wird auf der Wahlstatt 
voll Wunden er fallen 
und in der Streitfahrt 
sieglos werden. 
Doch sagen die Weisen 
wund wird auch Elias. 
Sobald sein Blut 
zu Boden träufelt, 
«»entbrennen die Berge; 
nicht stehen die Bäume 
fest im Felde, 
die Flut vertrocknet, 
der Sumpf verschlingt sich, 
es schwelt in Lohe der Himmel, 
der Mond fällt nieder: 
Mittelgard brennt; 
kein Stein steht fest: 
ins Land fährt der Sühnetag, 
b° fähret mit Feuer, 
zu fangen die Menschen. 
Da mag keiner, auch dem Freunde 
nicht, 
frommen vor dem Weltbrand: 
Wenn all der breite 
Rasen verbrennt 
und Feuer und Sturm 
es alles zerfegt, 
wo steht noch die Mark, 
da man stritt, zur Sippe gesellt? 
»»Die Mark ist verbrennet, 
die Seele steht gebannet, 
nicht weiß sie Buße, 
fährt Höllenstraße. 
Wenn dann bannet zur Malstatt 
der mächtige König, 
daß erscheine dahin 
der Geschlechter jegliches, 
dann darf nicht einer 
den Bann verachten, 
6v nicht einer der Mannen 
zur Malstatt nicht kommen: 
Rede soll 
vor dem Richtstuhl er stehen, 
Was in der Welt 
er gewirket habe. 
Drum selig der Mensch, 
der hier an der Malstatt 
recht in jeglicher 
Sache richtet, 
«»er darf nicht sorgen, 
wenn er zur Sühne kommt.
	        
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