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58. Der Aöend.
Der Abend ist gekommen,
Das Glöcklern ruft zur Ruh';
Der Hirte mit den Schäflein
Zieht froh dem Dorfe zu.
Er singt mit heller Stimme
Ein fröhlich Abendlied,
Daß durch die stillen Fluren
Es weithin schallend zieht.
Der Bauer treibt vom Felde
Die Kühe still nach Haus;
Die Mutter an dem Herde
Kocht schon den Abendschmaus.
Die Taube fliegt zum Schlage;
Das Huhn schläft schon im Stall.
Ein Sternlein seh' ich blinken
Und still wird's überall!
Das Vöglein in dem Walde
Schlüpft müde in sein Nest;
Das Kindlein in der Wiege,
Das schläft schon süß und fest.
Der Abend ist gekommen,
Das Glöcklein ruft zur Ruh';
Und alles nah und ferne
Schließt müd' die Augen zu.
Nur Gott, der treue Hüter,
Der schläft und schlummert nicht;
Sein Aug' ist nie geschlossen,
Ist ewig wach und licht.
Er sendet tausend Engel
Wohl in der stillen Nacht;
Die halten bei den Frommen
Auf Erden treue Wacht.
(G. Chr. Dieffenbach.)