Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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sich in die Unterhaltung der Laut eines Kuckucks mischte, welcher von 
einem nahen Baume herab wiederholt seinen Namen rief. 
„Der Kuckuck will wohl mit zu unsrer Gesellschaft gehören!" 
sagte eins der Kinder. „Warum sollte er nicht?" antwortete der 
Großvater, „er könnte uns ja vielleicht etwas erzählen." „Ach," 
sagte die Kleine, „er kann ja nicht sprechen!" „Hörst du denn nicht," 
entgegnete der Großvater, „wie schön er seinen Namen ausspricht? 
Sieh, einen Anfang hat er mit dem Sprechen schon gemacht. Einige 
Buchstaben kann er schon, und wer weiß, wie weit er es im Reden 
noch bringt, wenn er sie erst alle gelernt hat!" 
Die Kinder lachten. „Aber wenn er auch sprechen könnte, was 
würde er denn erzählen können?" meinte die Kleine. „O gar viel," 
erwiderte der Großvater; „der Kuckuck hat schon in seiner Jugend viel 
erlebt." „Weißt du denn seine Jugendgeschichte?" riefen die Kinder. 
„Gewiß," sagte der Großvater, „ich bin in meiner Jugend nicht in 
großen Städten, aber sehr oft in großen Wäldern gewesen. Mehr¬ 
mals habe ich wochenlang bei einem Förster mitten im Walde gewohnt 
und bin oft tagelang bei den Köhlern gewesen, die Holzkohlen brennen 
und Pech sieden und einen großen Teil des Jahres mitten im Walde 
in kleinen Lehmhütten wohnen. Da ist mir denn auch die Jugend¬ 
geschichte des Kuckucks bekannt geworden!" 
„O bitte, erzähle uns von dem Kuckuck!" riefen die Kinder, und 
gern erfüllte der Großvater ihre Bitte. 
2. 
„Ihr habt vielleicht schon gehört, meine lieben Kinder, daß der 
Kuckuck bei den Menschen keinen guten Namen hat. Alle ordentlichen 
Menschen arbeiten, um eine Hütte oder ein Haus zu haben, wo sie 
wohnen können mit den Ihrigen, und so machen es alle ordentlichen 
Vögel auch. Aber dem Kuckuck fällt es nicht ein, sich ein Nest zu 
bauen und sich mit der Pflege und Erziehung seiner Kinder zu be¬ 
fassen ; er legt seine Eier in die Nester anderer Vögel. Die Kuckucks¬ 
mutter fliegt aus, um sich passende Nester zu suchen und ist darin sehr 
sorgfältig und wählerisch. Es ist ihr durchaus nicht jedes Nest recht. 
Besonders gefallen ihr die Häuschen, in denen die kleinen lieben Vögel 
wohnen, die zur Familie der Finken gehören; aber auch die Lerchen, 
Nachtigallen, Rotkehlchen, ja sogar die Elstern und Ringeltauben be¬ 
ehrt sie mit ihrem Besuche. Wenn diese nicht zu Hause sind, fliegt 
sie leise herbei und sieht sich das Nest genau an, ob es auch das eines 
solchen Vogels ist, der für ihr Kind taugt, und ob dieses hier eine
	        
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