Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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3. Und an der Glocke Strange 
Wiegt mächtig seine Hand 
Daß sie mit hellem Klange 
Hinausruft in das Land: 
4. „Der Tag inun geschieden, 
Ertragen Leid und Lust. 
Nun ziehe Himmelsfrieden 
In jedes Menschen Brust. 
5. Es ruh' das Kind vom Spiele, 
Es ruh' der Mann vom Streit, 
Der Wanderer am Ziele 
Nach langer Pilgerzeit. 
6. Und wer vor Gram und Kummer 
Kann ruhn und rasten kaum: 
Den wieg' ein sanfter Schlummer 
In sel'ger Tage Traum. 
7. Und wem sein müdes Auge 
Geschlossen hat der Tod, 
Mit ew'gem Lebenshauche 
Küss' ihn das Morgenrot.“ 
8. So hallet in die Ferne 
Der Glocke heil'ges Lied. — 
Am Himmel stehn die Sterne, 
Im al der Nebel zieht. 
Friedrich Güll. 
163. Der Stier und die Giraffe. 
Ein junger Stier und eine Giraffe, die sich beide vor einem 
mächtigen Löwen geflüchtet hatten, begegneten sich auf ihrem Wege, 
und da sie beide einerlei Schicksal hatten, beschlossen sie, miteinander 
zu wandern. „Ich mag,“ so sprach die Giraffe, „nicht mehr in der 
Heimat bleiben, wo man keinen Tag und keine Nacht vor dem An— 
griffe der Feinde sicher ist; ich will in ein Land ziehen, wo man 
wenigstens ruhig schlafen kann und nicht immer von dem Gebrüll der 
vielen Löwen aufgeschreckt wird.“ „Und ich,“ so sprach der Stier, 
„gehe gerne mit dir in ein solches friedliches Land. Daheim habe ich 
mich kaum mehr vor den Löwen zu retten gewußt, die mir schon alle 
meine Brüder zerrissen haben und mich selber, erst gestern, fast schon 
unter ihren Klauen hatten.“
	        
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