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165. Der Pflaumenbaum.
„Baum, wann sind deine Pflaumen reif?“
Warte nur, noch lange nicht!
„Ei, so will ich doch einmal
nachschaun, wie’s damit steht,
und wie der Wind dort oben weht.
Gib acht, gleich bin ich oben!“
Da rauscht der Baum mit allen seinen Blättern:
Bleib unten, Bub, bleib unten!
„Ei, warum? Ich kann doch klettern 1“
Ein Sprung, ein Schwung,
und kräftig zugefaßt:
der Hans sitzt auf dem ersten Ast.
Noch ein Stück und noch ein Stück;
Hänschen klettert mit Geschick.
Erst die Hand und dann das Bein:
gleich wird Hänschen oben sein.
Da bricht der Zweig, den er gefaßt;
es knackt der Ast,
worauf er sitzt. -
„Baum, Baum, halte mich!“
Krach! krach! bauz!
da liegt der Hans im Grase.
Drei Zweige machten die Reise mit,
und eine Pflaume, noch klein und hart,
sprang ihm auf die Nase. ' Emil Weber.
166. Das Nelkenbeet.
„O Mütterchen, gib jedem von uns ein Blumenbeetchen, das
uns gehöre, mir eins und Gustav eins und Alwina eins, und jeder
pflege dann das seinige!“
So sprach der kleine Fritz zu seiner Mutter, und die Mutter
gewährte ihm seine Bitte und gab jedem ein Blumenbeet voll
schöner Nelken. Die Kinder freuten sich unbeschreiblich und
sprachen: „Wenn erst die Nelken blühen, das wird eine Herrlich¬
keit sein!“ - Es war nämlich noch nicht die Zeit der Nelken;
denn sie hatten erst Knospen bekommen.