Full text: Lesebuch für Mädchenfortbildungsschulen und ähnliche Anstalten

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Kammer und Küche. 
Abfüllmaschine. In diese Maschine wird das Kakaopulver geschüttet, und sie füllt 
selbsttätig die Düten und wiegt gleichzeitig den darin enthaltenen Kakao ab, der 
nun wieder wohlverpackt in die weite Welt wandert und nach Australien und 
England, nach Belgien, Holland und Rußland den Ruhm deutschen Gewerbefleißes 
und deutscher Reellität auf dem Gebiete der Nahrungsmittelindustrie trügt, nicht 
minder aber ins deutsche Haus für alt und jimg, für reich und arm Erquickung 
und Nahrung. W. 
11. Tee. 
1. Die erquickende und anregende Wirkung des Tees gelangt in einer 
chinesischen Sage zu phantastischem, aber treffendem Ausdruck. Ein budd¬ 
histischer Heiliger, so erzählt man sich im Reiche der Mitte, sei einst aus 
Indien nach China eingewandert und hätte sich durch seine tiefe Frömmigkeit 
den weitesten Ruf erworben. Von Müdigkeit überwältigt, sei er eines Tages 
inmitten seiner ununterbrochenen Gebetsübungen entschlummert; erwacht und 
voll Zorn darüber, daß der Schlaf seine Frömmigkeit unterbrochen, hätte er 
seine Augenlider ausgerissen und zu Boden geworfen — und siehe da, dort, 
wo sie hingefallen, wären zarte, dem Heiligen unbekannte Bilanzen aufge¬ 
sproßt, von deren Blättern er sich einen Trank bereitet, der so stärkend ge¬ 
wirkt, daß alle Müdigkeit verschwunden gewesen. Dies hätte der Heilige 
seinen Schülern mitgeteilt, welche die Pflanze überall, wohin sie kamen, ein¬ 
bürgerten: so fand die Teestaude ihre weite Verbreitung. — 
2. China wird denn auch als die eigentliche Heimat des Tees angesehen; 
von dort gelangte er im Laufe des IX. Jahrhunderts nach Japan, während 
er nach Europa —und zwar zunächst nach Paris — erst 1636 kam; dreißig- 
Jahre später hielt er seinen Einzug in England, von wo er nach Deutschland 
eingeführt wurde. Geraume Zeit hindurch betrachtete man den Tee mehr als 
Medizin, und zwar glaubte man durch ihn das Leben zu verlängern. All¬ 
mählich erst, von der Mitte des XVIII. Jahrhunderts an, lernte man ihn auch 
als Genußmittel schätzen, seine größere Verbreitung als solches hinderte jedoch 
der teure Preis. In neuerer Zeit erst sank letzterer beträchtlich, da zahl¬ 
reiche billigere Verbindungen nach den Ländern des Teebaues geschaffen 
wurden, und vor allem Indien mit einer stets wachsenden Teeausfuhr gewal¬ 
tige Mengen auf den internationalen Markt brachte, dort mit der chinesischen 
Ware in erheblichen Wettbewerb tretend. 
3. Von dem indischen Tee erfreut sich der aus Ceylon stammende neuer¬ 
dings großer Beliebtheit. Seitdem ein vor zwanzig Jahren zuerst aufgetretener 
Pilz die Kaffeeplantagen auf der herrlichen Palmeninsel fast völlig zerstört, 
hat, haben sich die dortigen Pflanzer dem Anbau von Tee energisch und mit 
größtem Erfolge gewidmet, so daß jetzt allein von Ceylon jährlich über 
hundert Millionen Pfund Tee verschickt werden. Überall, namentlich im 
Innern des meerumspülten Eilandes, sieht man die Felder und die Abhänge 
der Berge mit den Teestauden besetzt, die, da sie jährlich beschnitten werden, 
auf eine Höhe von zwei Fuß beschränkt bleiben. Von den geschickten 
Fingern der Tamilinnen, die man auf den Plantagen lieber als die Singhale- 
sinnen beschäftigt, werden die zarten Pflänzchen in die Erde gesenkt und 
gedeihen unter dem feuchtwarmen Klima sehr rasch; zwischen den langen 
Reihen der Sträucher ziehen sich schmale Pfade dahin, auf denen fast stets 
die dunkeln geschmeidigen Gestalten der Tamilinnen zu bemerken sind; denn 
bald muß jegliches Unkraut sorgfältig entfernt, bald diese oder jene Staude 
gekürzt, oder es müssen die fortwährend treibenden frischen Knospen und 
Blätter gepflückt werden, welch letztere man in Körben sammelt, die gefüllt 
dem Aufseher überbracht werden, der sie wiegt und danach den winzigen 
Lohn der Pflückerinnen bestimmt. 
4. Die so gewonnenen Blüten und Blättchen werden auf Leinwandtüchern 
getrocknet und mittelst Maschinen zu kleinen Rollen gewickelt, wobei ihnen
	        
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