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8b. Das Pferd als Kläger.
es noch im düstern, von Spinnegeweben ausgekleideten Stall
aus modriger Krippe sein hartes Futter zu zermalmen.
Nur ein schmachvoller Tod erlbst es von seinen Leiden.
Mud. Meyer.)
8b. Das Pferd als Kläger.
In jenen Zeiten, die wir preisen,
Davon noch gern die Sage spricht,
Da hielt mit König Karl dem Weisen,
Als Schöffe mancher Held Gericht.
Ein Glöcklein hing im Waldesschatten;
Man hört' im Schlosse, wenn es klang:
Da kamen, die zu klagen hatten,
Und zogen an der Glocke Strang.
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„Wohlauf! das Glöckchen hör' ich schallen;
Laßt schauen, wer Gerichts begehrt!“
Sie traten aus des Schlosses Hallen;
Da zog den Strick ein lahmes Pferd.
„Das ist ein wunderlicher Kläger;
Wer will dem Stummen Stimme leihn?
Der Armen und der Waisen Pfleger,
Du, Eckart, sollst sein Anwalt sein“ —
„Der besten Redner bin ich keiner!
Eckart ist allem Hader feind.
Hier eurer Ritter ist es einer,
Den dieses Pferdes Klage meint.
Es hat ihn feurig einst getragen
Von Schlacht zu Schlacht, von Sieg zu Sieg,
Wan sah es stolz die Scholle schlagen,
Wenn er's im Waffenschmuck bestieg.
Die Ehre dankt er hohem Streben;
Er dankt den Ruhm dem tapfern Arm;
Dem Rosse schuldet er das Leben;
Es trug ihn aus der Feinde Schwarm.
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Da gab er ihm viel Schmeichelnamen
Und Leckerbissen mannigfalt;
Doch Jahre gingen, Jahre kamen;
Auch diefes edle Roß ward alt.
Nun lahmt sein Fuß zu raschem Laufe;
Blind schwankt es an der Grube Rand;
Da gönnt er ihm vor seiner Raufe,
Vor seiner Krippe keinen Stand.
Es irrt, aus seinem Stall verwiesen,
Umher und sucht ein Hülmchen Stroh,
Und niemand ist auf Feld und Wiesen
Des ungebetnen Gastes froh.
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