Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

I. Der Landmann in seinem Beruf. 
Landmann gewinnt für sich und alle seine Mitmenschen der Erde die 
Stoffe zur Nahrung und Kleidung ab; er erhält mit seiner Thätigkeit 
alle, und nur wenn er das Seinige gethan hat, können auch Künste 
und Gewerbe blühen und die Thätigkeit erhalten werden. 
An Mühe und Arbeit fehlt's freilich dem braven Bauersmann 
nicht. Die Arbeit aber gerade würzt das Leben, und bei seinem mühe— 
vollen Berufe lebt er zwar einfacher, aber auch gesunder, zufriedener 
und glücklicher als andere hinter ihren dumpfen Stadtmauern. Freudig 
eilt er in der Frühe des Morgens auf seine Felder, genießt unaus— 
gesetzt die reine Himmelsluft und verzehrt nach beendetem Tagewerke 
sein Stücklein Schwarzbrot mit größerer Eßlust als der reiche Städter 
seine köstlichen Gerichte. Daneben hat kein anderer Stand so viel Ge— 
legenheit, den gütigen Vater droben kennen zu lernen, als gerade der 
Landmann, der täglich die Wunder seiner Macht und Güte vor Augen 
hat. Unter seinen Augen wächst's und blüht's, und mit jedem Morgen 
offenbart sich ihm Gott auf eine neue Weise. Daher wohnt unter dem 
ländlichen Dache auch noch mehr als anderwärts Sittlichkeit und 
Religiosität, und dem Manne auf dem Lande ist's um vieles leichter 
gemacht als tausend andern, ein zufriedenes Familienleben zu gründen 
und folgsame Kinder heranzuziehen, die ihre Ehre noch darin suchen, 
sich von Unmäßigkeit, Ausschweifungen, Untreue und niedrigem Eigennutz 
fern zu halten und Ehrbarkeit, gute Sitte und einen unbefleckten 
Familienruf als ihr köstlichstes Kleinod zu bewahren. 
Das ist wahr, durch den Landbau kann einer nicht schnell und 
mit einem Schlage ein reicher Mann werden; denn der Acker giebt auf 
einmal immer nur einen mäßigen Gewinn. Wer auf Reichtum aus ist, 
der suche in Kalifornien Gold, oder treibe daheim ein Schwindlergeschäft 
und — falle in Versuchung und Stricke. Der genügsame Mann bleibt 
aber seinem Amte doch treu und thut wohl; denn wenn auch der Ge— 
winn aus der Landwirtschaft nur ein mäßiger ist, so ist er dafür aber 
auch um so gewisser und für alle Zukunft so sicher, wie aus keinem 
andern Geschäft. Der Gewerb- und Fabrikbetrieb der Städte kann 
plötzlich ins Stocken geraten und manchen Familienvater für sein ganzes 
Leben ruinieren. Der Landbau dagegen läßt trotz Mißwachs, Vieh— 
seuchen und schlechter Dienstboten doch nie ganz im Stiche. An seiner 
Mutter Erde hat der Landmann eine Stütze, die nicht weicht, wenn 
auch alles andere zu wanken beginnt, die ihm jahraus, jahrein seine 
Gaben beschert, von denen das Bestehen der Menschheit abhängt. 
Darum fühlt sich auch der rechte Bauer bei seinem Berufe wohl und 
glücklich und möchte um keinen Preis von seiner lieben Mutter Erde 
fort und höher hinaus. 
Und unsere Zeit ist dem Bauerstande so günstig, wie noch nie 
eine vorher. Die Bevölkerung aller Länder, namentlich aber in den
	        
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