Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

342 IV. Aus der Geschichte der Landwirtschaft und des Vaterlandes 
b. Das Lied von Düppel. (1864.) 
1. Was klingt aus den Städten wie helles Festgeläut? 
Die Pauken und Drommeten, was jubeln sie heut? 
Was brausen und jagen die Wasser der Schlei? 
„Der Feind ist geschlagen, und Schleswig ist frei!“ 
2. Bei Düppel dort am Meere, vor Alsen am Sund, 
da rangen die Heere auf blutgetränktem Grund; 
da galt's, auf die Schanzen im Siegessturmgewog' 
den Adler zu pflanzen anslatt des Danebrog 
3. Von Kugeln umsungen, vom heißen Tod umkracht, 
die märkischen Jungen, wie stritten sie mit Macht! 
Wie lernten sie das Steigen auf schlüpfriger Bahn! 
Es ging wie im Reigen; der Beeren war voran. 
4. Wohl mancher der Braven sank mit ihm in den Sand; 
du fielst, o tapf'rer Raven, das Schwert in der Hand, 
und du am Pulverfasse, getreuer Winkelried! 
Der Klinkeschen Gasse gedenkt noch manch ein Lied. 
5. Doch als auf den Wällen nun flog das Siegspanier, 
da bliesen die Gesellen: „Herr Gott, dich loben wirl“ 
Das hat sich erschwungen wie Abels Opferbrand, 
das ist hinausgeklungen bis tief ins deutsche Land. 
6. Im sonnigen Meere nun spiegelt sich aufs neu 
die preußische Ehre, die alte deutsche Treu', 
und war sie geschändet, wie strahlt sie doppelt rein! 
Und habt ihr sie verpfändet, ihr löstet sie ein! 
7. Ihr Meister der Staaten, und geht ihr nun und tagt, 
so woll' euch Gott beraten, auf daß ihr nicht zagt! 
Sprecht: „Nichts von Vertragen! Nun bleibt es dabei: 
Der Feind ist geschlagen, und Schleswig ist frei.“ E. Geibel. 
c. Ein Urteil Bismarcks. 
(Aus einem Brief an seine Gemahlin nach der Schlacht bei Königgrätz 1866.) 
Die Osterreicher stehen in Mähren, und wir sind schon so kühn, 
daß für morgen unser Hauptquartier da angesagt wird, wo sie heute 
noch stehen. Gefangene passieren noch immer ein und Kanonen seit dem 
3. Juli*) bis heute (9. Juli) 180. Holen sie ihre Südarmee hervor, 
so werden wir sie mit Gottes gnädigem Beistand auch schlagen; das 
Vertrauen ist allgemein. Unsere Leute sind zum Küssen, jeder so todes⸗ 
mutig, ruhig, folgsam, gesittet, mit leerem Magen, nassen Kleidern, 
nassem Lager, wenig Schlaf, abfallenden Stiefelsohlen, freundlich gegen 
alle, kein Plündern und Sengen, bezahlen, was sie können, und essen 
verschimmeltes Brot. Es muß doch ein tiefer Fond von Gottesfurcht 
im gemeinen Manne bei uns sitzen, sonst könnte das alles nicht sein! 
*) Dem Siegestage von Königgrätz.
	        
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