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die geringen Pelze hatten Abgang: Hasen, Kaninchen, Lamm, Wolf,
dann die hochgeschätzten Bälge der Tauchervögel. Übrigens kam aus
Lissabon auch orientalisches Pelzwerk: Leopard, Fuchs, Kaninchen u. a.
Lebendes Vieh oder frisches Fleisch konnten nur in der Nachbarschaft
verwertet werden; gedörrtes und später gepökeltes Fleisch, Zungen u. dgl.
fanden überall Käufer. Pferde wurden jedoch von Preußen und Schweden
bis nach England gebracht. Einen eigenen Ausfuhrartikel bildeten die
damals durch die ganze Welt beliebten Jagdfalken, auf deren Abrichtung
man sich besonders in Preußen verstand. Kein schöneres Geschenk konnte
der Hochmeister Fürsten machen. Die Vögel gingen im Handel nach
Flandern und Venedig, von wo sie auch der Orient gern bezog.
Vielfältige Verwendung fanden andere Ergebnisse der Tierzucht:
Häute, roh und gegerbt, gewöhnliches und Juchten-Leder, Felle, Talg,
Speck, welche Rußland, der Norden und auch Deutschland lieferten,
ebenso Butter und Käse aus Norwegen und Schweden.
Die hohe Bedeutung, welche England durch seine Wolle hatte, kennen
wir bereits. Die Städte verarbeiteten sie bei sich zu Haus, noch größere
Posten führten sie nach Flandern, das sie lange Zeit hauptsächlich ver⸗
sorgten. Geringere Sorten kamen auch aus anderen Ländern, wie Schott—
land. In späterer Zeit lieferte Spanien feine Wollen.
Auch des Herings als einer der wichtigsten Reichtumsquellen der
Hanse ist schon gedacht worden. Die Ausfuhr umfaßte ganz Europa,
selbst die Mittelmeerländer. Kaum geringer war der Handel mit ge—
dörrtem Fisch. Zum größten Teil versandte ihn Bergen, aber die ganze
Ost- und Nordsee bis nach Island, das im fünfzehnten Jahrhundert
reger besucht wurde, gaben ihren Beitrag. Auf den Shetlandsinseln
hatten die drei hansischen Städte bis 1712 den Fischhandel ausschließlich
inne. Die Hauptmasse stellte der Stockfisch, außerdem Stör, Lachs,
Schellfisch, Dorsch; von den nordfranzösischen Küsten kam die leckere
Lamprete; gesalzener Fischrogen behagte schon damals den Feinschmeckern.
Ein wertvolles Nebenergebnis der Meerfischerei waren Thran und See—
hundsspeck.
Die große Bezugsquelle für Wachs war Rußland, wo die „Wachs⸗
bäume“, die Stöcke der Waldbienen, unendliche Mengen mühelos ein⸗
trugen. Auch Livland, dann Spanien brachten Wachs in den Handel.
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