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Bedeutung des Eisens für den Volkswohlstand.
daß die Eisendarstellung aus den Eisenerzen nur mit recht unvollkom—
menen Mitteln geschah und die naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu
einer Verbesserung der Gewinnungsarten fehlten.
5. Obwohl das Eisen eine viel größere Bedeutung erlangte, nach—
dem infolge der Völkerwanderung deutsche Kultur den größten Einfluß
auf der Erde gewonnen hatte, blieb doch die Erzeugung desselben immer
gleich. Einzelne Leute, meist mit ihrer Familie und wenigen Gesellen,
stellten das Eisen inmitten dichter Waldungen auf den Höhen,
wo Eisenerze lagen, in verhältnismäßig sehr kleinen Mengen fertig.
Das ging so bis zum Schlusse des 15. Jahrhunderts. Bis dahin hatte
man nur verstanden, schmiedbares Eisen bei Holzkohlenfeuerung un⸗
mittelbar aus den Erzen darzustellen. Man nannte das die Rennarbeit.
Da erfand man das Hochofenverfahren, mittels dessen man aus den
Erzen nicht wie bisher nur teigiges, sondern flüssiges Eisen in der
Form des Roheisens darzustellen vermochte. Dieses Roheisen mußte
allerdings erst durch einen zweiten Prozeß, das Frischen, in schmiedbares
Eisen umgewandelt werden, aber dennoch waren diese beiden Ver—
fahren weil billiger und gestatteten gleichzeitig größere Mengen zu
verfertigen, als die alte Rennarbeit.
Eine neue Zeit brach, wie zu gleicher Zeit für die Weltgeschichte,
so mit dieser Erfindung für das Eisenhüttenwesen an.
Nun stiegen die Eisenwerke in die Flußthäler hinab, Gebläse
und Hämmer wurden durch Wasserkraft bewegt; aber immer war man
auf Holzkohle zur Erzeugung der nötigen Wärme angewiesen.
Erst als man den Wert der Steinkohle erkannte, änderte sich die
ganze Sachlage. Mit der Flamme der Steinkohle führte man nun
den „Puddeln“ genannten Frischprozeß aus, nachdem man mit dem
Verkohlungsprodukte der Steinkohle, den Koks, das Roheisen in immer
größer und größer angelegten Hochöfen darzustellen gelernt hatte.
Die Werke zogen sich hauptsächlich dahin, wo Steinkohlen vorkamen
oder leicht zu beschaffen waren. Massenerzeugung von Eisen begann.
b. Doch die neuesten Fortschritte im Eisenhüttenwesen fangen mit
der Möglichkeit an, das bis dahin immer nur in teigigem Zustande er—
zeugte, schmiedbare Eisen, welches man Schweißeisen nennt, wie das
Roheisen in flüssigem Zustande darzustellen, mit anderen Worten, mit
der Erfindung des Bessemerprozesses. Die zahlreichen ungeheuren
Fortschritte des Eisenhüttenwesens in der Neuzeit stützen sich aber auf
die Fortschritte, welche man in den Naturwissenschaften und in deren
Übertragung auf die Technik gemacht hat. Nur unter Anwendung der
Grundsätze der Naturwissenschaften ist es gelungen, das, was früher
Zufall, Überlieferung oder langjährige Erfahrung war, in ein über—
legtes und zielbewußtes Handeln umzugestalten.