A. Berufsglück und Berufsfreudigkeit.
„Wir können ruhig die Zerstörung schauen;
die Flamme brenne unsre Dörfer nieder,
die Saat zerstampfe ihrer Rosse Tritt, —
der neue Lenz bringt neue Saaten mit,
und schnell erstehn die leichten Hütten wieder.“
Mit Recht erwartet Max von Schenkendorf zur Zeit der
französischen Fremdherrschaft und Preußens Erniedrigung Verjüngung
deutscher Kraft und Erneuerung des Volkswohles vom Bauernstande.
Er singt:
„Du frommer, freier Bauernstand, du liebster mir vor allen!
Dein Erbteil ist im deutschen Land gar lieblich dir gefallen.
Vom Bauernstand, von unten aus soll sich das neue Leben
in Adels Schloß und Bürgers Haus ein frischer Quell erheben.
Der Arm, der harte Erde gräbt und Stiere weiß zu zwingen,
kann wohl, vom Heldengeist belebt, mit jedem Feinde ringen.“
Darum mahnen aber die Dichter auch, daß man den Bauer und
seinen Stand in Ehren halte. In A. v. Chamissos „Riesenspielzeug“
ruft der Vater dem Riesenfräulein zu:
„Denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot;
es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor;
der Bauer ist kein Spielzeug; da sei uns Gott davor!“
Ähnlich sagt Fr. Rückert:
„Wenn nicht das Volk der Zwerge schafft mit dem Pflug im Thal,
so darben auf dem Berge die Riesen allzumal.“
Darum:
„Ruhm und Ehre jedem Fleiß; Ehre jeder Hand voll Schwielen!
Ehre jedem Tropfen Schweiß, der in Hütten fällt und Mühlen!
Ehre jeder nassen Stirn hinterm Pflug! — Doch auch dessen,
der mit Schädel und mit Hirn hungernd pflügt, sei nicht vergessen!“
H. Gehrig.
Einer thut's mit dem Verstand und der andre mit der Hand; —
was man thut, womit man's thut, ist gleichviel, nur werd' es gut.
R. Reinick.
Glückselig jener, der entfernt dem Weltgeschäfte
sein Vaterfeld mit eignen Stieren wohl durchpflügt!
BHoraz.
4. Der rechte Bauer.
Der rechte Bauer ist einer der glücklichsten, unabhängigsten
und freiesfen Männer; aber er muls auch ein rechter Bauer
sein, und dazu gehört viel.
Vor allem ein frommes Herz und ein einfacher, be—
scheidener Sinn. „An Gottes Segen ist alles gelegen.“ Dieses
Sprüchlein empfindet wohl niemand häufiger in seiner ganzen
Wahrheit und Bedeutung als der, der zwar säen und arbeiten,
aber die Ernte nicht machen kann, sondern sie hinzunehmen hat,
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