Full text: Lesebuch für die ländlichen Fortbildungsschulen der Provinz Ostpreußen

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B. In der Heimat. 
a) Mein Aug' ist trübe, gebleicht mein Haar, und ich träume 
nur noch, wie schön es war — zu Hause. 
Frida Jung. 
119. Meine heimat. 
Hart an einer schmalen Straße 
liegt ein großes Bauernhaus, 
vor ihm reckt ein altersschwacher 
Kirschbaum seine Arme aus. 
Goldne Ahrenfelder rauschen 
um das Haus, und Wiesen, grün, 
ziehen hin sich bis zum Walde, 
wo die Anemonen blühn. 
2. In dem großen Giebelhause 
träumt' ich meiner Jugend Traum, 
saß zur Zeit der Kirschenernte 
fröhlich auf dem alten Baum; 
in den Wäldern, auf den Wiesen 
spielte ich mit Glück und Cust, 
und die gute, liebe Mutter 
schloß mich warm an ihre Brust. 
3. O, wie war die Welt so heiter 
und das schwarze Brot so gut, 
wie so wonnig und so sonnig 
alles noch dem jungen Blut! 
Von des Lebens Bitterkeiten, 
von der Menschen tollem Streit 
ahnte nichts die junge Seele 
in der stillen Einsamkeit. 
4. Jahre sind dahingegangen, 
kennen lernte ich die Welt, 
aber immer, wo ich weilte, 
hat die Heimat mir gefehlt. 
Mag die Welt uns alles bieten, 
mag uns leuchten Freundesblick: 
tief im Herzen steht geschrieben 
Heimat, Eltern, Jugendglück. 
J. G. Nlent. 
120. Das Glũück auf dem Lande. 
Mit uns geht die Sonne vom Morgen bis zum Abend, unsere Schultern 
umbraust der Sturm, und der Hagel schlägt uns, der Frühlingshauch 
liebkost unsere Wangen, und die Sommerglut umzuckt uns mit Blitzen. 
sSterne leuchten über uns, der Mond zeigt uns den Pfad, und die Wetter- 
wolke verschüttet ihn uns wieder. Wir lauschen dem Sang der Vögel 
und folgen dem Wilde des Waldes, wir sehen die Blumen blühen und 
welken und den Frühling kommen und gehen. Wir werfen die Scholle 
um und atmen den Erdgeruch, der Tau des Himmels netzt unsere 
Ssohlen, wir hören das Kornfeld rauschen, und über harte 8stoppeln 
schreitet im Herbst unser Fub. Wir säen mit leichter Hand und ernten 
mit heißer Mühe, uns treffen der Frosst wie die Hitze. Wir kennen den 
ssommer mit schwerer Arbeit und den Winter mit seinen Friedens- 
stunden. Wenn der Schnee die Erde zudeckt und jeder Lebenslaut 
verstummt, wenn die langen heimlichen Däammerstunden kommen, da 
findet unsere Seele Zeit, zu sich selbst zurückzukehren und auf Stimmen
	        
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