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75. Er macht sich aus die Beine,
Trinkt nimmer viel vom Weine;
Und ist er nicht gestorben doch,
So lebt er sicher heute noch.
224. Sparsam ist nicht geizig.
Wilhelm Äieme.
Zwei Einwohner eines abgebrannten Dorfes gingen
von Ort zu Ort, um milde Gaben einzusammeln. Da
kamen sie zu einem großen Bauernhöfe. Der Bauer stand
eben vor der Türe. Er verwies es einem Knechte
ernstlich, daß er die Stricke, woran die Ochsen gespannt
waren, über Nacht im Regen gelassen habe und die
Sachen nieht besser bewahre. Da die zwei Männer dies
hörten, sagte einer zum andern: „O weh, dieser Mann
ist geizig, da wir (Ts nicht viel geben!“ Als sie näher
kamen, wurden sie von dem Bauer ganz liebreich
empfangen und ins Haus geführt. Sie erzählten ihm nun
ihr Unglück. Der Bauer ließ ihnen zu essen geben,
schenkte ihnen ein schönes Stück Geld und versprach,
dazu noch zwei Malter Saatkorn in das verunglückte
Dorf zu schicken. Die Männer verwunderten sich sehr
über seine Wohltätigkeit. Sie gestanden während des
Essens freimütig, daß sie ihn anfangs für geizig gehalten,
weil er dem Knechte wegen einer solchen Kleinigkeit
einen so harten Verweis gegeben hätte.
„Liebe Freunde,“ antwortete der Bauer, „eben des¬
wegen , weil ich sparsam bin, bleibt mir noch so viel
übrig, daß ich Notleidenden helfen kann.“
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