307
kostet mehr als 2 Kinder. — Tanz und Gelag ist des Teufels
Feiertag. Eine Stunde Schlaf vor Mitternacht ist besser als zweie
darnach. — Der schlimmste Tag ist der blaue Montag.
Vollsmund.
B. Das Leben in der Gemeinde.
IV. Febe in Frieden und Eintracht!
126. Eine Hand wüscht die andere.
So sagt man wohl, wenn ein Schelm dem andern durchhilft, und
mancher unehrliche Mensch sagt's einem andern, dem er einen kleinen Ge—
fallen gethan hat. — Pfui! so meint's das Sprichwort nicht. Denkt einmal
nach! Wenn ihr euch die Hände waschet, so wird, wenn ihr auch die eine
nach allen Ecken im Wasser herumschlenkert, sie dennoch nicht rein; die andere
muß wischen und waschen, streichen und kneten helfen, dann geht's. Was
lehrt euch das? — Nun — einer, der allein steht, ohne den treuen Bei—
stand seiner Nachbarn und Freunde, bringt nichts fertig. Wenn aber diese
sagen: „Wart', Nachbar, ich komme und helfe!“ dann wäscht eine Hand
die andere. Wenn nun aber der Nachbar deiner Hilfe bedarf? Ei nun,
dann muß wieder deine Hand der seinen waschen helfen, und es geht rein
und herrlich ab. Verstanden? — Der liebe Gott will, daß wir einander
unterstützen und einander helfen und dienen sollen mit der Gabe, die wir
empfangen haben. So soll eine Hand die andere waschen.
O. v. Horn.
127. Von der Rechtspflege.
Es wäre eine schöne Sache, wenn es unter den Menschen keine
Streitigkeiten gäbe, wenn jeder freiwillig dem Gesetze gehorchte, den
andern ihre Rechte unverkümmert zugestände, und wenn keiner, weder
aus Gewinnsucht noch aus Zorn und Leidenschaft, sich hinreißen ließe,
Handlungen zu begehen, welche mit einem geordneten Gemeinwesen
unverträglich sind. Das ist nun aber, wie die Menschen einmal sind,
nicht möglich; und es genügt deshalb nicht, daß der Staat festsetzt,
was als Recht gelten soll, sondern er muß auch dafür sorgen, daß
dieses Recht von allen anerkannt und an den Übertretern gerächt
werde. Man muß indessen nicht glauben, daß von zwei Streitenden
immer einer ein Bösewicht sein müsse. Meist sind beide von ihrem
Rechte überzeugt; und es ist zuweilen auch für einen Gelehrten schwer,
zu erkennen, wer eigentlich recht hat. Außerdem gie es freilich