Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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s. Von Versicherungen. 
Derselbe Mangel an Einsicht und Vorsicht, der sich in der Borg— 
wirtschaft zeigt, drückt sich fernet darin aus, daß die Möglichkeit, sich 
gegen die vielen Unfälle, welche die Quelle des Erwerbs treffen 
können, zu sichern, in ungenügender Weise ausgenutzt wird. Tausende 
von sonst wirtschaftlich tüchtigen Menschen büßen diesen Leichtsinn mit 
ihrem Verderben. 
Ein Brand kann in wenigen Stunden das ganze im Laufe von 
Jahrzehnten mühsam angesammelte Vermögen, die wesentlichste Er— 
werbsquelle ganzer Familien zerstören. Man kann sich mit kleinen, 
leicht aufzubringenden Zahlungen an eine Feuerversicherungs— 
gesellschaft gegen diese Gefahr sichern, und doch thun es viele Leute 
nicht. Sie sorgen schlecht für sich und die Ihrigen, wenn sie das kleine 
Opfer der Prämie nicht bringen, das vor der Gefahr des Unglücks 
und der Verarmung so wesentlich schützt. Daß die Landwirte ihre 
Saaten gegen die Gefahr des Hagels versichern, gehört heutzutage 
noch zu den Ausnahmen, und die Viehversicherung ist noch in den 
ersten Anfängen. Für diejenigen, die kein Vermögen besitzen, die 
ihren Erwerb lediglich aus ihrer Arbeit ziehen, ist Vorsicht noch 
mehr geboten. Ihre Arbeitskraft ist ihr einziges Kapital, wird sie 
durch irgend einen Unfall gestört, so ist damit ihre eigene, wie die 
Exislenz derjenigen, die mit von ihrem Erwerbe leben, vernichtet. Es 
muß daher geradezu ein Verbrechen gegen die Familie genannt werden, 
wenn der Ernährer sich und die Seinen nicht gegen einen solchen 
Fall sichert. Die Versicherung für den Todesfall ist überall leicht 
möglich durch den Einkauf in eine Lebensversicherungsgesell— 
schaft, während die sich mehr und mehr entwickelnden Hilfskassen 
dem Ernährer Gelegenheit gewähren, Vorsorge zu treffen für Zeiten 
der Erwerbsunfähigkeit durch Krankheit und Gebrechen. Kalle. 
124. Aus „Minna von Barnhelm“. 
I. Aufzug. 4. Auftritt. 
Von Tellheim, verabschiedeter Major. Just, sein Diener. 
v. Tellheim. Ich habe keinen Heller bares Geld mehr! Ich weiß auch keines 
aufzutreiben. 
Just. Kein bares Geld? Und was ist denn das für ein Beutel mit 
fünfhundert Thaler Louisd'or, den der Wirt in Ihrem Schreibpulte gefunden? 
. Tessheim. Das ist Geld, welches mir aufzuheben gegehen worden. 
Just. Doch nicht die hundert Pistolen, die Ihnen Ihr alter Wachtmeister 
vor vier oder fünf Wochen brachte? 
. Tellheim. Die nämlichen, von Paul Wernern. Warum nicht? 
Just. BDiese haben Sie noch nicht gebraucht? Mein Herr, mit diesen 
können Sie machen, was Sie wollen. Auf meine Verantwortuna — 
v. Tellheim. Wahrhaftig? 
Just. Werner hoͤrte von mir, wie sehr man Sie mit Ihren Forderungen 
an die Generalkriegskasse aufzieht. Er hörte — 
b. Tellheim. Daß ich sicherlich zum Bettler werden würde, wenn ich es 
nicht schon wäre. — Ich bin dir sehr verbunden, Just. — Und diese Nachricht
	        
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