3. Bemerkt sie wo noch einen Schein,
Frau holle hält und schaut hinein;
Die munter drehn, belohnt sie fein —
Schnurre, Rädchen, schnurre!
Martin Greif.
32. Frau Holla und der treue Eckart.
In Thüringen liegt ein Dorf, namens SsSchwarza. Da zog Weihnachten
Frau holla vorüber, und vorn im haufen ging der getreue Eckart und
warnte die begegnenden Leute, daß sie aus dem Wege wichen, damit ihnen
kein Leid widerfahre.
Ein paar Bauernknaben hatten gerade Bier aus der Schenke geholt,
das sie nach haus tragen wollten, als der Zug erschien, dem sie zu—
sahen. Die Gespenster nahmen aber die ganze breite Straße ein; da
wichen die Dorfjungen mit ihren Rannen abseits in eine Ecke. Bald
nahten sich verschiedene Weiber aus der Rotte, nahmen die Kannen und
aiten. Die Knaben schwiegen aus Furcht stille, wußten jedoch nicht,
wie sie ihnen zu haus tun wollten, wenn sie mit leeren Krügen kommen
würden.
Endlich trat der treue Eckart herbei und sagte: „Das riet euch Gott,
daß ihr kein Wörtchen gesprochen habt; sonst wären euch eure Hälse
umgedrehl worden. Gehet nun flugs heim und sagt keinem Menschen
etwas von der Geschichte, so werden eure Kannen immer voll Bier sein,
und wird ihnen nie gebrechen!“ Dieses taten die Knaben, und es war
so: die Kannen wurden niemals leer, und drei Tage nahmen sie das Wort
in acht. Endlich aber konnten sie's nicht länger bergen, sondern erzählten
aus Vorwitz ihren Eltern den Verlauf der Sache; da war es aus, und die
Krüglein versiegten. C. Bechstein.
33. Knecht Ruprecht.
1. Von drauß vom Walde komm' ich her,
Ich muß euch sagen: es weihnachtet sehr.
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor.
2. ad wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
Da ru's mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht,“ rief es, „alter Gesell,
hebe die Beine, und spute dich schnell!
Die Rerzen fangen zu brennen an;
Das himmelstor ist aufgetan;
Reller-Stehle, Deutsches Lesebuch II