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Prosaheft I.
als „höchsten Lobes würdig und die Werke der allen Könige über¬
treffend."
Ter Dom ist eine regelrecht angelegte kreuzförmige Basilika mit
westlicher Vorhalle, dreischiffigem Langhaus, einem aus drei gleichen Qua¬
draten bestehenden Querschiff und halbrunder Apsis am östlichen Chorende.
Er übertrifft den Mainzer Dom an Länge der Vorderschiffe, während er
ihm an Höhe und Breite ungefähr gleich ist; aber er erscheint höher als
dieser durch die an allen Pfeilern emporsteigenden schlanken Halbsäulen,
welche den Blick immer wieder nach oben ziehen. Die vollständige Über¬
wölbung war hier allem Anschein nach von vornherein beabsichtigt.
An der Nordseite der Kirche ist die St. Afrakapelle angebaut, welche
in den Jahren 1097 bis 1103 errichtet wurde. Als Kaiser Heinrich IV.
sein prüfungsreiches Leben beschlossen hatte und feiner Leiche die Ruhe
in der Gruft des von ihm vollendeter: Gotteshauses versagt wurde, stand
in dieser damals noch nngeweihten Kapelle der Sarg fünf Jahre lang,
bis der Bann von dem Toten genommen war.
Schon im Jahre 1159 wurde der Tom durch eine Feuersbrunst
teilweise zerstört; viele Menschen verloren dabei ihr Leben durch den Ein¬
sturz der Gewölbe. Von neuem wurde das Heiligtum in den Jahren
1289 und 1450 durch Brände heimgesucht; aber der Kern des stolzen
Gebäudes blieb immer unversehrt. Schlimmer erging es ihm, als es durch
französische Truppen absichtliche Zerstörungen erlitt. Bei der mordbrenne-
rischen Verwüstung der Pfalz im Jahre 1089, als Speyer in Asche ge¬
legt wurde, gestattete General Montclar den Bürgern, ihre Habe in den
Dom zu flüchten, und — ließ diesen dann anzünden; was der Brand
übrig ließ, sollte gesprengt werden; doch verhinderte ein Befehl des Mar¬
schalls Turas diese Schändlichkeit. Mit scheußlichster Roheit wurden da¬
mals und vier Jahre später noch einmal die Kaisergräber durchwühlt
und geplündert, die Grabsteine zerstört und die Gebeine der Fürsten zer¬
streut. Die Krypta selbst ist indes vollständig erhalten. Fast ein Jahr¬
hundert lang blieb die Kirche Ruine, und als sie kaum wiederhergestellt
war, wurde sie in den Zeiten der französischen Revolutionskriege aber¬
mals in empörender Weise verwüstet, schließlich zum Heumagazin ein¬
gerichtet.
Im Jahre 1814 war Speyer an das Königreich Bayern gekommen.
König Ludwig I. ließ das Innere des ehrwürdigen Baudenknmls glänzend
ausschmücken und darauf auch die 1689 cingeftürjten westlichen Türme
samt der Vorhalle mit ihrer Kuppel wieder aufführen, in möglichster
Übereinstimmung mit den erhaltenen Ostteilen; an diesen mußte nur der
Giebel über der Apsis erneuert werden. So steht dieses vollendetste Denk¬
mal des romanischen Stiles jetzt wieder in voller Würde da und übt in
seiner stolz erhabener: Majestät, die von der Sinnesgröße des trotzig-starker:
Geschlechtes der Salier zu erzählen scheint, einen unvergleichlichen Ein¬
druck aus den Bescharrer arrs.