Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

56. Der Zinsgroschen von Tizian. 
Portalbogen eingespannte Feld Scenen aus der Bibel erzählt und der 
das breite Portal in zwei Teile trennende Pfeiler die Statue eines 
bevorzugten Heiligen aufweist. Über dem reichgeschmückten Schwibbogen 
des Portals erhebt sich in der Regel ein Wimperg, der oft in eine 
große Fensterrose oder ein mächtiges Spitzbogenfenster hineinragt. Welch 
ein Gegensatz zu den ruhigen, ernsten Massen des romanischen Stiles! 
Alles drängt vor, strebt nach oben, jedes will sein Dasein fröhlich und 
kräftig behaupten, so daß unter all den um die Wette emporschießen⸗ 
den, aufknospenden, herausspringenden Einzelheiten der Gesamiteindruck 
gefährdet wird. 
Hervorragende Beispiele der gotischen Baukunst auf deutschem Boden 
sind das Freiburger, Straßburger und Ulmer Münster und die Dome 
zu Regensburg, Wien und Köln. 
Der gotische Stil dauert, wenn auch mit manchen Spuren des 
Verfalls, noch im 16. Jahrhundert fort und weiß sich auch in der Folge— 
zeit trotz mancher Verluste zu erhalten. Die Renaissance hat ihm 
im Umkeis des Kirchenbaues nur geringen Abbruch gethan, und zwar 
mehr in den romanischen als in den germanischen Ländern. Dasselbe 
gilt von dem Ausläufer der Renaissance, dem Barockstil. 
Seit dem Anfange des 19. Jahrhunderts haben die klassischen 
Denkmäler des Mittelalters wieder Einfluß gewonnen und diesen nicht 
nur behauptet, sondern auch in der Weise gesteigert, daß die neueste 
Kirchenbaukunst fast ausnahmslos sich nach ihm bestimmt. 
Nach Lübke, Graul u.a. 
56. Der Zinsgroschen von Tizian. 
Darum sage uns, was dünkt dich? Ist es recht, 
daß man dem Kaiser Zins gebe oder nicht?“ 
Ev. Matthäi 22, 17. 
Der Meister hat hier den Augenblick zwischen der Frage des 
Pharisäers und der Gegenfrage Christi: „Wes ist das Bild und die 
Überschrift?“ festgehalten. 
Christus, im Vorübergehen begriffen und von dem fragenden 
Pharisäer aufgehalten, welcher in listiger Unverschämtheit ihm über den 
Arm herein die Goldmünze vorhält, hat sein Haupt ein wenig zurück— 
gewendet. Seine feine Hand mit dem schlanken Zeigefinger ist dem 
Goldstücke genähert, ohne es zu berühren. Der Pharisäer hat gefragt 
und lauscht auf die Antwort. Wir blicken mit ängstlicher Erwartung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.