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aufgeführt worden, damit nicht Wind und Wetter fürderhin zerstörend die
alten Mauern durchtoben könnten. Aber erst in den Jahren 1885/86 wurde
das Kloster so wieder hergestellt, wie wir es heute sehen. Die zahlreichen
Giebel und Giebelchen wurden durch Eisenstäbe gehalten, und in die hohen
Fensterbögen wurden Stabwerke nach den alten Mustern eingesetzt. Seitdem
steht die schöne Ruine unverändert, und das Interesse für sie ist beständig
gewachsen.
Die Zisterzienser Mönche, die im 13. Jahrhundert von Südfrankreich
nach Deutschland gekommen waren, hatten sich auf dem Pehlitzwerder im
Paarsteinsee das Kloster Mariensee gegründet. Die Zisterzienser Mönche
waren wettergebräunte Gestalten, Männer, die nicht so gelehrt waren wie
die Glieder verschiedener anderer Orden, z. B. des Jesuitenordens und der
Franziskaner. Dafür verstanden sie aber den Ackerbau, sie verstanden die
Pflugschar zu führen und bebauten das Land. Dadurch brachten sie Kultur
und Sitte in manche noch spärlich bewohnte Gegenden. In dem eng um¬
grenzten Mariensee konnten sie auf die Dauer nicht genug Spielraum für
ihre Tätigkeit finden. Sie baten um Verlegung des Klosters. Die Bitte
wurde ihnen gewährt und ihnen von den Markgrafen Joachim I. und Otto IV.
eine Stelle am Choriner Amtssee zu einer Neugründung geschenkt. Hier an
dem freier gelegenen Choriner See waren Raum und Lage günstiger für die
Niederlassung. Die Sage erzählt, daß sieben Baumeister je sieben Jahre
an der Klosterkirche gebaut Hütten.
Die Kirche ist 71 m lang und 32 m breit. Hohe Spitzbogenfenster
zeigen uns noch heute den Chor, die Stelle, wo der Raum für den Altar
war. Elf schmale, fein geformte, lange Fenster entsprechen den 12 Pfeilern
im Innern der Kirche. Anschließend daran ist der große, hohe Jnnenraum,
das Mittelschiff. Jetzt ist es ein hoher Raum, nach dem Jnnenhofe zu
offen, so daß man durch die efeuumrankten Bogen hinausblickt auf den
ehemaligen Klosterhof, auf die Gebäude, die früher als Wirtschaftsgebäude
zum Kloster gehörig, jetzt mit von der Oberförsterei aus benutzt werden.
Am schönsten ist der Westgiebel der Kirche mit den wunderbar feinen
Ornamenten, mit den himmelanstrebenden Bögen, umrankt von vielhundert¬
jährigem Efeu.
Neben der Ruine ist der alte Kirchhof. Auch er ist ein so romantisches .
Stückchen Erde, daß man träumend auf den alten Gräbern fitzen möchte,
daß man von einem zum andern wandert und die Namen liest, und die
Phantasie wandert mit in vergangene Zeiten.
Da ist ein Grab mit einer Säule als Denkstein, oben auf der Säule
liegt eine lose Kugel. Davon sagt die Sage, daß hier ein Enthaupteter
liege, einer, dessen Kopf lose neben ihn gelegt worden sei. Auch an den
See, den von Wald umrandeten Amtssee, knüpft sich die Sage. Seltsamer¬
weise leben keine Frösche in diesem See, nie ertönt im Sommer der Ruf
und der melodische Gesang der grünen Gesellen. Sie sollen durch den Fluch