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3. Deutsche Treue. 
Cuther) 
Uns Deutsche hat keine Tugend so hoch gerühmt und (wie ich glaube) bis— 
her so hoch erhoben und erhalten, als daß man uns für treue, wahrhaftige, 
beständige Leute gehalten hat, die da haben Ja — ja, Nein — nein lassen sein, 
wie des viel Hiflorien und Bücher Zeugen sind. Wir Deutschen haben noch 
ein Fünklein (Gott woll's erhalten und anblasen) von derselben alten Tugend, 
nämlich daß wir uns doch ein wenig schämen und nicht gern Lügner heißen, 
nicht dazu lachen, wie die Welschen und Griechen, oder einen 22 daraus 
treiben. Und obwohl die welsche und griechische Unart einreißt (Gott erbarm's), 
so ist dennoch gleichwohl noch das übrig bei uns, daß kein ernster, greulicher 
Scheltwort jemand reden oder hören kann, denn so er einen Lügner schilt oder 
gescholten wird. Und mich dünkt, daß kein schädlicher Laster auf Erden sei, 
denn Lügen und Untreu' beweisen, welches alle Gemeinschaft der Menschen zer— 
trennt. Denn Lügen und Untreue zertrennt erstlich die Herzen; wenn die Herzen 
zertrennt sind, so gehen die Hände auch von einander; wenn die Hände von 
einander sind, was kann man da thun oder schaffen? Wenn Kaufleute einan— 
der nicht Glauben halten, so fällt der Markt zu Grunde. Wenn Mann und 
Weib einander nicht treu sind, so läuft sie hinten aus, der Mann vorn aus, 
20 und geht, wie jener sagt: „Wehre, liebe Else, wehre, daß wir reich werden; 
zerbrich du Krüge, so zerbreche ich Töpfe.“ Wenn ein Bürgermeister, Fürst, 
König nicht Geleit treulich hält, so muß die Stadt verderben, Land und Leute 
untergehen. Darum ist auch im welschen Lande solch schändlich Trennen, Zwie— 
tracht, Unglück. Denn wo Treue und Glaube aufhöret, da muß das Regiment 
25 auch ein Ende haben. Christus helfe uns Deutschen! 
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4. Wie es um Christi Geburt in einem deutschen Hause 
ausgesehen hat. 
Munkwitz) 
Mitten im weiten Walde steht ein Haus, es ist das einzige auf eine halbe 
z0 Stunde im Umkreise; denn den alten Deutschen war nichts mehr zuwider, als 
das Leben in den Städten, sie nannten diese große Gefängnisse und verglichen 
sie mit Höhlen, welche mit Netzen umstellt wären. Das Haus ist aus Baum⸗ 
ftämmen gebaut, die Fugen sind mit Moos ausgestopft und mit Lehm verklebt; 
die vordere Seite, an welcher sich die Thür befindet, ist mit verschiedenen 
Arten glänzender Erde bestrichen, so daß sie von weitem sich ausnimmt, als 
wäre sie mi den schönsten Farben bemalt. Rings um das Haus herum liegen 
die Felder; ein Teil derselben ist mit Gerste, der andere mit Hafer bestellt. 
Eben ist ein Knecht beschäftigt, einen Acker zu pflügen. Zwei starke Ochsen 
sind an einen Balken ohne Räder gespannt; an dessen unterem Ende ist mit 
Riemen die Pflugschar befestigt, ein Stein, welcher in seiner Gestalt einige 
Ähnlichkeit mit der eisernen Schar hat, die heutigen Tages unsere Bauern 
brauchen. Hinter den Feldern ziehen sich tief in den Wald hinein schöne 
Wiesen, auf denen Herden von starken Pferden und guten Rindern weiden. 
Trelen wir in das Haus hinein. Es ist ein einziger Raum ohne Zwischen⸗ 
wände und Unterschiede, mit dem Strohdache als Decke und der festgetretenen 
Erde als Fußboden, weit genug, den Hausherrn mit Weib und Kindern,
	        
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