Wagen, der von ungefähr auf der Mitte des Plätzchens süllhielt; doch
ergriff er die Löwenhaut und seinen Säbel und ging sogleich sicheren
Schrittes in das Häuschen der Witwe, als ob er erst vor einer Stunde
aus ihm herausgegangen wäre.
Die Mutter und Estherchen sahen dies voll Verwunderung und 5
Neugierde und horchten auf, ob der Fremde die Treppe heraufkäme;
denn obgleich sie eben noch von Pankrazius gesprochen, hatten sie in
diesem Augenblick keine Ahnung, daß er es sein könnte, und ihre Ge¬
danken waren von der überraschten Neugierde himmelweit von ihm weg¬
geführt. Doch urplötzlich erkannten sie ihn an der Art, wie er bteio
Stufen übersprang und über den kurzen Flur weg fast gleichzeitig die
Klinke der Stubentür ergriff, nachdem er wie der Blitz vorher den lose
steckenden Stubenschlüssel fester ins Schloß gestoßen, was sonst immer
die Art des Verschwundenen gewesen, der in seinem Müßiggänge eine
seltene Ordnungsliebe bewährt hatte. Sie schrien laut auf und standen is
festgebannt vor ihren Stühlen, mit offenem Munde nach der aus¬
gehenden Türe sehend. Unter dieser stand der fremde Pankrazius mit
dem dürren und harten Ernste eines Kriegsmannes; nur zuckte es ihm
seltsam um die Augen, indes die Mutter bei seinem Anblick erzitterte
und sich nicht zu helfen wußte, und selbst Estherchen zum erstenmal gänz- 20
lich verblüfft war und sich nicht zu regen wagte. Doch alles dies
dauerte nur einen Augenblick; der Herr Oberst — denn nichts Ge¬
ringeres war der verlorene Sohn — nahm mit der Höflichkeit und Achtung,
die ihn die wilde Not des Lebens gelehrt hatte, sogleich die Mütze ab,
was er nie getan, wenn er ftüher in die Stube getreten war; eine 25
unaussprechliche Freundlichkeit, wenigstens wie es den Frauen vorkam,
die ihn nie freundlich gesehen, verbreitete sich über das gefurchte und
doch noch nicht alte Soldatengesicht und ließ schneeweiße Zähne sehen,
als er auf sie zueilte und beide mit ausbrechendem Herzensweh in die
Arme schloß. Gottfried «eller. 30
5. 3örn Uhl.
Am 18. August 1870.
Der achtzehnte brach an, und sie sahen wieder, wie vor vierzehn
Tagen, frische Gräber, diesmal in der hellen Sonne. — Elf ist
die Uhr. — Ein schöner Tag. Wenn nur die Gräber nicht wären. —
Es war doch gut, daß sie in der Reserve* blieben. Vorgestern und so
immer. Immer hinterher. „Wir sind ja viel zu junge,.frischgebackenes
Truppen, dazu aus der neuen Provinz. Wir kommen nicht an die