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Ich denke hoher Ehren,
Sturmlust'ger Jugendzeit,
Da wir mit scharfen Speeren
Hinjauchzten in den Streit.
Hei, Schildgekrach im Sachsenkrieg! !
Auf unsern Bannern saß der Sieg,
Als wir die ersten Narben
Erwarben.
Mein grünes Heimatleben,
Wie tauchst du mir empor!
Des Schwarzwalds Wipfel weben
Herüber an mein Ohr;
So säuselt's in der Rebenflur,,
So braust der Rhein, daraus ich fuhr
Mit meinem Lieb zu zweien
Im Maien.
O Minne, wundersüße,
Du Rosenhag in Blust,
Ich grüße dich, ich grüße
Dich heut' aus tiefster Brust!
Du roter Mund, gedenk ich dein,
Es macht mich stark wie firner
Wein,
Das sollen Heunenwunden
Bekunden.
Ihr Kön'ge, sonder Zagen
Schlaft sanft, ich halte Bracht;
Ein Glanz aus alten Tagen
Erleuchtet mir die Nacht.
Und kommt die Früh' im blut'gen
Kleid:
Gott grüß dich, grimmer Schwerter-
streit,
Dann magst du Tod zum Reigen
Uns geigen!
Em. Geibcl.
39. Sanssouci.
Dies ist der Königspark. Rings Bäume, Blumen, Vasen;
Sieh, wie ins Muschelhorn die Steintritonen blasen!
Die Nymphe spiegelt klar sich in des Beckens Schoß;
Sieh hier der Flora Bild in hoher Rosen Mitten,
Die Laubengänge sieh, so regelrecht geschnitten,
Als wären's Verse Boileaus.
Vorbei am luft'gen Haus voll fremder Vögelstimmen
Laß uns den Hang empor zu den Terrassen klimmen,
Die der Orange Wuchs umkränzt mit falbem Grün!
Dort oben ragt, wo frisch sich Tann' und Buche mischen,
Das schmucklos heitre Schloß mit breiten Fensternischen,
Darin des Abends Feuer glüh'n.
Dort lehnt ein Mann im Stuhl: sein Haupt ist vorgesunken,
Sein blaues Auge sinnt und oft in hellen Funken
Entzündet sich's, so sprüht aus dunkler Luft ein Blitz —
Ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen,
Sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworr'ne Zeichen;
Nicht irrst du — das ist König Fritz.
Er sitzt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten?
Denkt er an Kunersdorf, an Roßbach oder Leuthen,
An Hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach?
Wo sie so rot geglänzt am Lauf der Feldkanonen,