Full text: Deutsche Schreib- und Lese-Fibel

192. Gottes Segen. 193. Wunderbare Bewahrung. 194. Abschiedsbrief. 121 
192. Gottes degen. 
Ein ehrwürdiger Greis im Königreieh Sachsen hatte 
seine vier ausmarschirenden Söhne beim Beginn des Krieges 
gegen die Franzosen 1870 bis auf den nächsten Bahnhotf 
einer Eisenbahn begleitet. Als sie in die Wagen kommandürt 
wurd warfen sich die Vier mitten in der Menge dem alten 
Fatt za Vübßen und baten um seinen Segen. LAitternd vor 
Freudo und Schmerz legte der Alte den vier knieenden 
söhnen die Hände aufs Haupt, während die Augen der 
Umstehenden sich feuchteten. Als er den Segen gesprochen 
hatte, rief er den Söhnen zum Abschied zu: „Und nun geht, 
meinedungen, und schlagt euch tapfer für's deutsche Vaterlandl“ 
193. Wunderbare Bewahrung. 
Am 6. August 1870 war die Schlacht bei Wörth. Als ein 
Offizier früh aus dem Quartiere ausrückte, merkte er, daß sein 
Bursche, der schon fortgegangen war, seine Uhr auf dem Tische hatte 
liegen lassen. Er nahm sie, um sie ihm wiederzugeben, steckte sie 
in die Brusttasche und eilte fort; denn es war Alarm geblasen. 
Alles stellte sich rasch in Reihe und Glied. Marsch! Marsch! hieß 
es, und vorwärts ging es. Denn schon hörte man den Donner 
der Kanonen. Bald war auch der Offizier mit seiner Truppe im 
Feuer. Da traf ihn ein Schuß gerade aufs Herz! Die Kugel 
wäre mitten durch gegangen, wenn der Offizier nicht auf dieser 
Stelle die Uhr des Burschen gehabt hätte. Diese hatte ihn geschützt; 
denn am Gehäuse hatte sich die Kugel breit gedrückt und war in 
ihm stecken geblieben. So war der Offizier wunderbar dadurch 
gerettet, daß er die vergessene Uhr aus Gefälligkeit mitgenommen hatte. 
194. Asbschiedsbrief. 
In der Schlacht bei Metz war ein braver Soldat schwer 
verwundet worden. Er wurde von den Krankenträgern auf dem 
Schlachtfelde aufgehoben, auf einen Wagen gelegt und ins Lazareth 
gefahren. Dort wurde er in einen geräumigen Saal gebracht, in 
dem noch andere Verwundete gepflegt wurden. Eine Diakonissin 
verband ihm seine Wunde und wartete seiner auf dem Schmerzens— 
lager. Aber trotz aller liebevollen Pflege heilte die Wunde nicht. 
Der Kranke lag Wochen lang und trug geduldig seine heftigen 
Schmerzen ohne Murren. Eines Tages fühlte er, daß sein Ende 
nahe. Da rief er mit fester Stimme und getrostem Muthe seine 
Pflegerin und sprach zu ihr: Nehmen Sie Dinte, Feder und Papier 
und schreiben Sie, was ich Ihnen sagen werde, aber schnell — schnell!
	        
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