259
sorgenbrechende Posilippo, links die reiche Küste von Castella-
mare und Sorrent samt Vico, von seiner Felsenplatte hinab¬
schauend ins abendbeleuchtete Meer, das sich unermeßlich aus¬
breitet, mit Inseln gekrönt. Hier begegneten wir der Kaiserin,
die, grün verschleiert, auf einem Maultier reitend, nur von ihrem
Obersthofmeister und einigen Frauen begleitet, den Berg hinab¬
stieg und sich fast feenhaft ausnahm, so beritten und begleitet
mitten im Zauber dieser Wunderwelt.
Wir aber ritten aufwärts. Die Sonne senkte sich glühend
ins glühende Meer; vor uns begann's zu dämmern, schon leuch¬
teten die Rauchsäulen des Vesuvs und die Lava brannte. End¬
lich war des Berges Sattel erreicht und wir sahen die Hütte des
Einsiedlers, wo sich das Pflanzenleben als Laub und Gras zum
letztenmal zeigt und Abschied nimmt von dem Wandrer zur
Behausung des Feuers. Ohne uns aufzuhalten setzten wir
unsern Weg weiter fort, um noch vor einbrechender Nacht den
Gipfel zu erreichen, der bei völliger Dunkelheit beschwerlich
zu erklimmen ist, und bald war der Ort erreicht, wo der Berg
so schroff sich emporhebt, daß an kein Reiten mehr zu denken
ist und man sich den eigenen Füßen vertrauen muß. Auf dem
Wege dahin begegnete mir, vom Berg herabkommend, ein
einzelner Wanderer, der mich beim Namen rief und mühsam
sein Reittier auf mich zuzulenken suchte. Ich hielt an. Es war
der preußische Major 8., allein mit einem Führer und totenblaß.
„Ums Himmelswillen,“ rief er mir zu, „wenn Ihnen Ihre Gesund¬
heit lieb ist, kehren Sie jetzt noch um, da es Zeit ist! Man kann
sich den Tod holen auf dem Berge.“ Ich, die leuchtenden
Flammen des Vesuvs vor mir und von brennender Begierde
angespornt, dachte weder an Gesundheit noch Gefahr und mit
lustigem Übermut für die Warnung dankend, ritt ich davon,
dem allanziehenden Magnetberg entgegen.
Jetzt waren wir am Fuß der letzten Spitze, auf deren
Gipfel sich der Krater befindet. Wir stiegen von den Tieren,
ergriffen mächtige Stöcke und folgten unsern Führern, die,
Gürtel um den Leib geschlungen, an denen man sich auf den
beschwerlichsten Stellen anhalten kann, den Berg zu erklimmen
begannen. Das ist nun wirklich ein höchst mühevolles Beginnen.
Einmal ist der Berg ungemein steil, so daß es einem manchmal