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Johann Christoph Friedrich Schiller.
Auch in Feindes Munde fort
Lebt ihm feines Namens Ehre."
11. Nestor jetzt, der alte Zecher,
Der drei Menschenalter sah,
Reicht den laubumkränzten Becher
Der bethränten Hekuba:
„Trink ihn aus, den Trank der Labe,
Und vergiß den großen Schmerz!
Wundervoll ist Bacchus' Gabe,
Balsam fürs zerrißne Herz."
„Trink ihn aus, den Trank der Labe,
Und vergiß den großen Schmerz!
Balsam fürs zerrißne Herz,
Wundervoll ist Bacchus' Gabe."
12. „Denn auch Niobe, dem schweren
Zorn der Himmlischen ein Ziel,
Kostete die Frucht der Ähren
Und bezwang das Schmerzgefühl.
Denn so lang die Lebensquelle
Schäumet an der Lippen Rand,
Ist der Schmerz in Lethes Welle
Tief versenkt und festgebannt!"
„Denn so lang die Lebensquelle
An der Lippen Rande schäumt,
Ist der Jammer weggeträumt.
Fortgespült in Lethes Welle."
13. Und von ihrem Gott ergriffen.
Hub sich jetzt die Seherin,
Blickte von den hohen Schiffen
Nach dem Rauch der Heimat hin.
„Rauch ist alles ird'sche Wesen!
Wie des Dampfes Säule weht,
Schwinden alle Erdengrößen;
Nur die Götter bleiben stüt."
„Um das Roß des Reiters schweben,
Um das Schiff die Sorgen her;
Morgen können wir's nicht mehr,
Darum laßt uns heute leben!"