Seine Darlegungen, von dem Geiste einer milden Weisheit ge¬
tragen, ruhten immer aus dem Grunde einer unwiderleglichen Wahr¬
heit, deren Eindruck sich kein Unbefangener entziehen konnte. Es war
ihm ein Bedürfnis, alles, auch die höchste Feldherrnkunst, auf den
einfachsten, allgemein verständlichen Grundsätzen aufzubauen; er kannte &
keine Soldatentugenden, die nicht auf sittlichem Grunde ruhten.
Der erste Meister des Krieges, hat er nie den Reiz empfunden,
die Gelegenheit zu suchen, diese Meisterschaft zur Geltung zu bringen.
War die Entscheidung auf dem Schlachtfeld unvermeidlich, so hatte
er nur ein Ziel: so rasch und energisch wie möglich den Zweck zu 10
erreichen, dem Vaterlande seine höchsten, unveräußerlichen Güter zu
sichern, nach jedem Erfolge still und bescheiden in seine friedliche Tätig¬
keit zurücktretend.
Ein Mann von überlegener Geisteskraft, ist er nie auf seine
persönliche Macht eifersüchtig gewesen, in allen Feldzügen beflissen, 15
den Führern der einzelnen Armeeen den freiesten Spielraum eigener
Tätigkeit zu schaffen, nachdem er den Plan entworfen hatte, wie
zur rechten Stunde und am rechten Platze alles zur Entscheidung
sich zusammenfinde.
Auf dem Gipfel aller Ehren, mit welcher der oberste Kriegsherr 20
den Helden schmückte, der an der Aufrichtung des Kaiserthrones einen
so wesentlichen Anteil hatte, im vollen Genuß der begeisterten An¬
erkennung von allen Deutschen im Zn- und Auslande, die durch seine
Siege sich wieder gehoben und geeinigt fühlten, bewundert von allen
Zeitgenossen als einer der ersten Männer des Jahrhunderts, ist er 25
immer derselbe demütige, anspruchslose Mann geblieben, der so schlicht
und einfach unter uns umherging, als wenn er nichts Besonderes
getan hätte. Ein Wort, ein Blick, eine Gebärde, welche einen
Geringeren verletzen konnte, war ihm unmöglich.
Er vereinigte in sich, was wir so selten in einer Persönlichkeit 30
vereinigt finden. Ein Mann der Tat, der schon als Erforscher Asiens
keine Lebensgefahr scheute, ein unerschrockener Krieger, der auch als
Schlachtenlenker sich bei seinen Rekognoszierungen bis über die
äußersten Schützenlinien vorwagte, ein Mann, der vom Generalstabs¬
gebäude aus mit wachsamem Umblick unablässig beschäftigt war, alle 35
Heere Europas, alle Änderungen der Waffen und Waffentechnik,
alle Erfindungen des Festungsbaues, alle Fortschritte des Verkehrs¬
wesens scharf im Auge zu behalten, um jede Erfahrung unverzüglich
für die Erhöhung der vaterländischen Wehrkraft zu verwerten —,
und bei dieser ununterbrochen nach außen gerichteten Wachsamkeit m