Und es rief der Herr von Sachsen,
Der von Bayern, der vom Rhein:
„Graf im Bart! Ihr seid der Reichste,
Euer Land trägt Edelstein!"
I. Kerner.
56. Alte Heimath.
In einem dunkeln Thal
Lag jüngst ich träumend nieder,
Da sah ich einen Strahl
Von meiner Heimath wieder.
Wie war mein Heimathland
Voll Gold und Rosenhelle!
Doch bald der Traum verschwand,
Schmerz trat an seine Stelle.
Auf morgenrother Au
War Vaters Haus gelegen;
Wie war der Himmel blau!
Die Flur wie reich an Segen!
Zwei Särge einsam stehen
In des alten Domes Hut:
König Ottmar liegt in dem einen,
In dem andern der Sänger ruht.
Der König saß einst mächtig
Hoch ans der Väter Thron:
Ihm liegt das Schwert in der Rechten
Und auf dem Haupte die Krön'.
Doch neben dem stolzen König,
Da liegt der Sänger traut,
Da irrt' ich weit hinaus
Jn's öde Land voll Sehnen:
Noch irr' ich, such' das Hans,
Und find' es nickt vor Thränen.
I. Kerner.
Zwei Särge.
Man noch in seinen Händen
Die fromme Harfe schaut.
Die Burgen rings zerfallen,
Schlachtruf tönt durch das Land:
Das Schwert, das regt sich nimmer
Ta in des Königs Hand.
Blüthen und milde Lüfte
Wehen das Thal entlang:
Des Sängers Harfe tönet
In ewigem Gesang.
I. Kerner.
58. Waldleben.
57.
Sei willkommen, Wandersmann,
In des Waldes Einsamkeit!
Was ein armes Leben freut,
Hier man einzig finden kann.
An der Quelle ruht das Reh,
Drossel übet freien Sang;
Waldesnacht macht dir nicht bang,
Grün thut keinem Auge weh.
Bach und Thal giebt kühlen Schein,
Blume blühet ungepflückt;
Tief in Klüften, nie erblickt,
Schlummert Gold und Edelstein.
Eile nicht zu Stadt und Thal!
Eine Mühle treibt der Quell;
59.
Drossel, so gesungen hell,
Sitzt im Bauer stumm und kahl.
Aus der Erde stillen Schooß
Reißen sie den Edelstein;
Wie ein Auge giebt er Schein,
Das von Thränen überfloß.
Armer, armer Wandersmann!
Weil', o weil' in Waldesnacht!
Draußen Mond und Sonne wackt,
Sieht dich Jeder fragend an.
Aber hier im Waldesschooß
Gehst du einsam mit dem Quell,
Siehet dich kein Auge hell,
Als der Thau auf Blum' und Moos.
I. Kerner.
Tell's Tod.
Grün wird die Alpe werden,
Stürzt die Lawin' einmal;
Zu Berge zieh'n die Heerden,
Fuhr erst der Schnee zu Thal,
Euch stellt, ihr Alpensöhne,
Mit jedem neuen Jahr
Des Eises Bruch vom Föhne
Den Kampf der Freiheit dar.
Da braust der wilde Schächen
Hervor aus seiner Schlucht,
Und Fels und Tanne brechen
Vor seiner jähen Flucht.
Er hat den Steg begraben,
Der ob der Stäube hing.
Hat weggespült den Knaben,
Der ans dem Stege ging.
Und eben schritt ein And'rer
Zur Brücke, da sie brach,
Nicht stutzt der greise Wand'rer,
Wirft sich dem Knaben nach,