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Matthias.
zum künftigen König von Böhmen angenommen
und drei Wochen nachher mit großer Pracht in
Prag gekrönt. Die Stande forderten nichts,
als die Bestätigung ihrer bisherigen Rechte und
daß der neue König sich bei Lebzeiten des alten
nicht in die Regierung mische.
Dieser Ferdinand ist eine Haupttriebfeder in
dem gewaltigen Umschwünge seiner Zeit geworden,
und verdient eine ernste und gerechte Würdigung
um so mehr, da er zu allen Zeilen mehr geschmäht
oder leidenschaftlich gepriesen, als ruhig belirtheilt
ist. Er war auf der ttniversiiät zu Zngolstadt in
Baiern, vorzüglich durch Jesuiten, und unter den
Augen des sehr eifrig katholischen, alten Herzogs
Wilhelm gebildet, und von Kindheit an waren
ihm die strengsten Grundsätze in Religionssachen
eingeprägt. Er glaubte fest an eine allein selig¬
machende Kirche, und hielt es für die erste Pflicht
seines Lebens, durch alle Mittel, die in eines
Menschen Gewalt sind, durch Güte und Strenge,
durch das Wort, so wie durch's Schwerdk, die
Menschen bei ihp erhalten oder zu ihr zurück¬
zuführen. Denn das Seelenheil, so hatte man
ihn gelehrt, gehe vor aller irdischen Rücksicht und
Nachsicht. Diesen Grundsätzen ist er mit aller
Treue des Herzens, sein Leben lang, gefolgt; er
glaubte sich zum Kämpfer für die katholische Kirche,
und zum Wiederhersteller- ihres alten Glanzes von
Gott bestimmt; aus diesem Glauben har er kein
Hehl gemacht, er ist offen und redlich auf den
Kainvfplah getreten, und das ist seine Ehre in
der Geschichte. Der Mann verdient Ehre, der
dem, was er als recht und heilig erkannt hat,
mit der vollen Kraft seines Wesens, frei und stand¬
haft folgt. Ist Ferdinand mit seinem ganzen Le¬
ben in einem großen Irrthunie befangen gewesen,
ind?m er wähnte, der Gott, welcher seine Sonne
über die Völker jedes Glaubens gleich mrlde schei¬
nen läßt, könne nur auf Eine Weise angebetet
werden, nnd wolle diese einzia rechte Weise init
Feuer und Schwerdt über den Erdboden verbreitet