fullscreen: Die neue Zeit (Theil 3)

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\J11 Gottfried von Straßburg. 
von den die bluomen kämen, 
da si die spsehe üz nämen 
der meisterlichen fände, 
und ist diu selbe künde 
5 sö witen gebreitet, 
so manege wis geleitet, 
daz alle, die nu sprechent, 
daz die den wünsch da brcchcnt 
von bluomen und von risen 
10 an worten unde an wisen. 
Der nahtegalen der ist vil; 
von den ich nü nilit sprechen wil: 
si enhoerent niht ze dirre schar, 
durch daz sprich ich niht anders 
dar, 
13 wan daz ich iemer sprechen sol: 
si kunnen alle ir ambet wol 
und singent wol ze prise 
ir süeze sumerwise; 
ir stimme ist lüter unde guot; 
20 si gebent der werlde höhen muot 
und tuont reht in dem herzen wol. 
diu werlt diu wsere unruoches vol 
und lebete relite als äne ir danc, 
wan der vil liebe vogelsanc: 
25 der ermant vil dicke den man, 
der ie ze liebe muot gewan, 
beidiu liebes unde guotes 
und manoger hande muotes, 
der edelen herzen sanfte tuot: 
20 ez wecket vriuntlichen muot. 
hie von kumt inneclich gedanc, 
sö der vil süeze vogelsanc 
der werlde ir liep beginnet zahl, 
nu sprechet umb die nachtegalen; 
35 die sint ir dinges wol bereit 
und kunnen alle ir senede leit 
sö wol besingen und besagen, 
welhiu sol ir baniere tragen, 
sit diu von Hagenouwe, 
40 ir aller leitevrouwe, 
der werlde alsus geswigen ist, 
diu aller doene houbetlist 
vcrsigelt in ir zungen truoc? 
von der denk ich vil und genuoc. 
45 (ich meine ab von ir dcenen, 
den süezen, den schoenen); 
wä si der sö vil nteme, 
wann ir daz wunder «kseme 
sö maneger wandelunge: 
to ich wsene, Orfees zunge, 
diu alle doene künde, 
diu dcenete üz ir munde. 
Sit daz man der nu niht enhät, 
sö gebet uns etelichen rät! 
55 ein sselic man der spreche dar: 
wer leitet nü die lieben schar? 
wer wiset diz gesinde? 
ich wsene, ich si wol vinde, 
diu die baniere füeren sol: 
co ir meisterinne kan ez wol, 
diu von der Vogelweide, 
hei wie diu über beide 
mit höher stimme schellet! 
waz Wunders si gestehet, 
G5 wie spsehe s’ organieret, 
wie si ir sanc wandelieret! 
(ich meine ab in dem döne 
da her v< n Zitheröne, 
dä diu gotinne Minne 
70 gebiutet üf und inne.) 
diu ist dä ze hove kamerserin: 
diu sol ir leitaerinne sin: 
diu wiset si ze wünsche wol; 
diu weiz wol, wä si snochen sol 
75 der minncn melodie. 
si unde ir cumpanie, 
die müezen sö gesingen, 
daz si ze fröuden bringen 
ir trüren unde ir senedez klagen! 
und daz geschehe bi minen 
tagen! 
39 Reinmar der Alte; vgl. S. 141. — 65 „ wiewohl es anfänglich Sitte war, 
die Gesangsmelodie einfach auf dem begleitenden Instrument mitzuspielen, so 
haben doch gewiß die Sänger bald der Begleitung den Charakter einer selbständigen 
Stimme gegeben.a (Burdach, Reinmar der Alte und Walther von der Vogelweide, 
S. 179.) — 66 wandelieren, eine Melodie in eine andre Tonart umsetzen. 
68 Zitheröne, den Kithaeron in Böotien verwechselt der Dichter mit der der 
Aphrodite (der gotinne Minne) geheiligten Insel Kythera.
	        
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