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Was möcht' ihm sein? — mit seinen Jagdgeräten
Stand oft er sinnend unter einem Baume,
Und hört' er rufend in das Holz uns treten,
So fuhr er auf, und folgt' uns wie im Traume.
Auch stand er einsam wohl am Strome dorten;
Oft durch die Büsche sahn ihn die Genossen.
Dann war es, daß in fremder Sprache Worten
Ihm lange Reden von den Lippen flössen.
Der Worte keines haben wir verstanden,
Doch hörten gerne wir der Worte Schallen.
Es war ein Takt drin, wie wenn Kriegerbanden
Mit gleichem Schritt auf hartem Schneefeld wallen.
Verstanden haben wir der Worte keines,
Doch hat uns stets zu hören sie verlanget.
Es war ein Klang drin, gleich den Tönen eines
Schilds, der im Wind den Ast schlägt, dran er hanget.
Und um sich schaut' er, war er nun zu Ende,
Und sah erst jetzt, daß keiner ihn vernommen.
Dann drückt' er stumm sein Antlitz in die Hände
Und ist zum Wigwam still zurückgekommen.
In Frieden ruh' er, den wir nicht mehr sehen!
Laßt eine Hütt' auf seinem Grab uns bauen.
Sein Haupt liegt westwärts, denn sein letztes Flehen
War: „Krieger, o, nach Morgen laßt mich schauen!"
O lieb, solang du lieben kannst!
O lieb, solang du lieben kannst!
O lieb, solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde
kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Und sorge, daß dein Herze glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
Solang ihm noch ein ander Herz
In Liebe warm entgegenschlägt!
Und wer dir seine Brust erschließt,
O thu ihm, was du kannst, zu lieb!
Und mach ihm jede Stunde froh
Und mach ihm keine Stunde trüb!
Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint, —
Der andre aber geht und klagt.
O lieb, solang du lieben kannst!
O lieb, solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Dann kniest du nieder an der Gruft
Und birgst die Augen trüb und naß
— Sie sehn den andern nimmer¬
mehr —
Ins lange, feuchte Kirchhofsgras