Full text: [Teil 5, [Schülerband]] (Teil 5, [Schülerband])

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Nun ist alles still; ein Parlamentärs erscheint am Brücken¬ 
köpfe. Der Flügel-Adjutant, Major v. Alten, nimmt ihn in 
Empfang, Oberst v. Bronfart vom großen Hauptquartier hat die 
Unterhandlungen zu eröffnen, und bald geht es wie ein Lauf¬ 
feuer durch die Bayern und Schwaben: der Kaiser Napoleon 
habe dem König Wilhelm seinen Degen übergeben. Da brauste 
ein viel tausendstimmiger Jubelruf weit über das Feld dahin, 
und in der lodernden Begeisterung jenes gewaltigen Augenblicks 
sprengten die Generale und Offiziere und drängten die Bayern 
und Schwaben zu jener Höhe bei Frenois, um den Kriegsherrn 
jubelnd zu begrüßen. 
* Drüben auf Schloß Bellevue wurden in der Nacht zwischen 
dem General v. Moltke und dem General Wimpffen die Kapitu¬ 
lationsbedingungen festgesetzt, und der 2. September brachte dem 
deutschen Heere die stolze Gewißheit, daß Kaiser Napoleon ge¬ 
fangen, und mit ihm die gesamte französische Armee. Das 
deutsche Heer hatte in der Schlacht bei Sedan ungefähr 460 Offi¬ 
ziere und 8500 Mann an Toten und Verwundeten verloren. 
Französischerseits betrug der durch die Schlacht und die Kapitu¬ 
lation herbeigeführte Verlust im ganzen 124000 Mann; außer¬ 
dem 1 Adler und 2 Fahnen, 419 Feldgeschütze und Mitrailleusen, 
139 Festungsgeschütze, 1072 Fahrzeuge aller Art, 66000 Gewehre, 
6000 noch brauchbare Pferde. Vergessen war da alles Mühen, 
da brannte keine Wunde mehr. Feldherrnkunst und Tüchtigkeit 
des Heeres hatten sich vereint,' einen Erfolg zu erringen, wie 
ihn glänzender die Kriegsgeschichte nie zuvor verzeichnet hat. Nie 
ward dem deutschen Volke für erlittene Unbill eine so glänzende 
Genugthuung, nie war es sich seiner Kraft so stolz bewußt ge¬ 
worden, nie seit langer, langer Zeit haben alle deutschen Stämme 
an demselben Siege dieselbe Genugthuung empfinden können. 
A. Helmuth. 
78. Die Fahne der Einundscclizigcr. 
(Den 23. Januar 1871.) 
1. Vor Dijon2) war’s, — doch eh’ ich’s euch erzähle, 
Knüpf einer doch die Binde mir zurecht, 
Mich schmerzt der Arm, sie sitzt wohl schlecht; 
So! — so! — nun euer Herz sich stähle! 
Vor Dijon war’s; die Pässe der Vogesen 
Bedrohte Garibaldis bunte Schar, 
Bourbaki kam von der Loire, 
Das hart bedrängte Belfort zu erlösen. 
1) Ein Unterhändler wegen Waffenstillstandes, Übergabe rc. —2) Dlschong.
	        
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