Full text: [Teil 3 = (Für Quarta), [Schülerband]] (Teil 3 = (Für Quarta), [Schülerband])

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nach meiner Fähre hin; hinein stiegen alle, große und kleine leuchtende Ge¬ 
stalten, Männer und Frauen, wie es schien, und Kinder, und der große fremde 
Mann fuhr sie alle hinüber; im Strome schwamm neben dem Fahrzeuge viel 
tausend Helle Gebilde, in der Lust flatterten Lichter und weißer Nebel, und 
alles klagte und jammerte, daß sie so weit, weit reisen müßten, aus der ge¬ 
liebten angewöhnten Gegend fort. Der Ruderschlag und das Wasser rauschten 
dazwischen, und dann war wieder plötzlich eine Stille. Oft stieß die Fähre an 
und kam zurück und ward von neuem beladen, auch viele schwere Gefäße 
nahmen sie mit, die gräßliche kleine Gesellen trugen und rollten; waren es 
Teufel, waren es Kobolde, ich weiß es nicht. Dann kam im wogenden Glanz 
ein stattlicher Zug. Ein Greis schien es, aus einem weißen kleinen Rosse, um 
den sich alles drängte; ich sah aber nur den Kops des Pferdes, denn 
es war über und über mit kostbaren glänzenden Decken verhangen; 
auf dem Haupt trug der Alte eine Krone, so daß ich dachte, als er hinüber¬ 
gefahren, die Sonne wolle von dorten ausgehen und das Morgenrot funkle 
mir entgegen. So währte es die ganze Nacht; ich schlief endlich in dem Ge- 
wirre ein, zum Teil in Freude, zum Teil in Schauder. Am Morgen war 
alles ruhig, aber der Fluß ist wie weggelaufen, so daß ich Not haben werde, 
mein Fahrzeug zu regieren." 
Noch in demselben Jahre war ein Mißwachs, die Wälder starben ab, 
die Quellen vertrockneten, und dieselbe Gegend, die sonst die Freude jedes 
Durchreisenden gewesen war, stand im Herbst verödet, nackt und kahl und 
zeigte kaum hie und da noch im Meere von Sand ein Plätzchen, wo Gras mit 
fahlem Grün emporwuchs. Die Obstbäume gingen alle aus, die Weinberge 
verdarben und der Anblick der Landschaft war so traurig, daß der Graf im 
folgenden Jahre mit seiner Farnilie das Schloß verließ, welches nachher ver¬ 
fiel und zur Ruine wurde. 
Elfriede betrachtete Tag und Nacht mit der größten Sehnsucht ihre Rose 
und gedachte ihrer Gespielin, und so wie die Blume sich neigte und welkte, 
so senkte sie auch das Köpfchen und war schon vor dem Frühlinge verschmachtet. 
Marie stand oft auf dem Platze vor der Hütte und beweinte das entschwundene 
Glück. Sie verzehrte sich wie ihr Kind und folgte ihm in einigen Jahren. Der 
alte Martin zog mit seinem Schwiegersöhne nach der Gegend, in der er vor¬ 
mals gelebt hatte. 
Sagen. 
135. Der wilde Jäger. 
Von Ernst Moritz A r n d t. Märchen und Jugenderinnerungen. Berlin, 1842. 
a) Wode. 
Ihr habt wohl zuweilen von dem Wode gehört, dem wilden Jäger, der 
nachts durch Wald und Feld streunt und ruft: „Hallo, hoho! Halt den Mittelweg'
	        
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