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Abhandlungen.
liche Wert der Spiele richtet sich endlich nach der Herrschaft, welche dem
Zufalle dabei eingeräumt wird. Geht diese nur so weit, als es nötig
ist zur müßigen Spannung der Erwartung und Thätigkeit, so wird
das Spiel viel mehr Wert haben; schwindet aber letztere völlig daraus,
bewegt sie nur höchstens die Fingerspitzen zum Umschlagen der Karte,
zum Hinrollen der Würfel, überlassen wir uns bloß dem Zufalle: so
entstehen die Glücks- oder Hazardspiele, die schlechtesten von allen un¬
moralischen.
Wenn man den Wert der Spiele am besten nach dem Affekte be-
mißt, den sie in besonderem Maße erregen, so wird man die Einteilung
ihrer Arten am füglichsten nach den geistigen oder körperlichen Fähig¬
keiten bestimmen, deren Thätigkeit durch sie in Anspruch genommen wird.
Die niederste Art könnte man als Spiele des Instinktes bezeichnen, wie
man sie oft von Kindern geübt sieht, die einer unbestimmten Regung
zum Spiele folgen und oft selbst allerlei Spiele zu ihrer Unterhaltung
erfinden, wobei sie in den meisten Fällen dem Triebe der Nachahmung
folgen. Höher stehen die Spiele, bei denen der Verstand, der Witz, die
Phantasie beschäftigt werden, wie es bei den meisten Gesellschaftsspielen
der Fall ist; dann die Spiele zur körperlichen Stärkung oder die Be¬
wegungsspiele, die gewöhnlich im Freien betrieben werden und, in-
soferne mehrere daran teilzunehmen pflegen, gleichfalls Gesellschaftsspiele
werden können. Eine eigene Art bilden die Spiele des Interesses,
d. h. alle jene, welche um Geld oder Geldeswert gespielt werden und
zu denen zwar ebenfalls eine geistige oder körperliche Thätigkeit er¬
forderlich ist, bei denen der Hauptreiz aber doch immer in den Wechsel -
füllen des Gewinnes oder Verlustes besteht. Wird der Erfolg ganz
und gar dem Zufalle überlassen, so sind das Harzardspiele. deren
Verwerflichkeit vom sittlichen Gesichtspunkte aus schon oben berührt
wurde.
Der Nutzen der Spiele ist, wenn sie ihrem Zwecke, der geistigen
Erholung und körperlichen Kräftigung, wirklich entsprechen, unstreitig
sehr groß, und gewiß wäre es ein Irrtum, Spiele überhaupt für über¬
flüssig zu halten und sie auf andere Art ersetzen zu wollen. Wer die
Meinung hegt, daß man auch jene Stunden, wo der Geist eine ernste
Anstrengung nimmer ertragen will, stets zu etwas Nützlichem, nur von
einer leichteren Gattung, verwenden müsse, der hat von der Ökonomie
des menschlichen Körpers und der Leistungsfähigkeit des Geistes keine
rechte Vorstellung; er weiß das Nützliche gegen das Nützlichere nicht