Full text: [Teil 3 = (Quarta), [Schülerband]] (Teil 3 = (Quarta), [Schülerband])

Hahn: Friedrich in Lissa. 
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nehmung eines preußischen Husaren war ein seltener Vorfall. Dieser 
Krieger gehörte zu dem Schwarzen Regimente. Jeder Reiter desselben war 
in die Farbe des Todes gehüllt und trug überdies einen Totenkopf, das 
Sinnbild des Grabes, an der Stirne; er war ein lebendiges memento 
mori, und schon der bloße Anblick eines solchen Todesverkündigers mit 
dem scharfen Säbel in der Faust, welcher dem Sinnspruche den stärksten 
Nachdruck verlieh, flößte Schrecken ein; auch waren diese schwarzen Husaren 
den tapfersten Regimentern des französischen Heeres furchtbar. Man hatte 
ausgesprengt, daß sie dem sich Widersetzenden nie Pardon gäben; und die 
Husaren selbst bestätigten dieses Gerücht, um desto leichter zu siegen. Es 
wirkte auch über allen Glauben; ganze Scharen flohen vor wenigen 
Husaren, und nicht selten brachten einzelne der schwarzen Reiter ansehnliche 
Haufen von Gefangenen ins Lager. 
Die Unterredung des französischen Feldherrn mit dem Gefangenen 
erfolgte durch Dolmetscher. Auf die Frage, wo Herzog Ferdinand von 
Braunschweig sich gelagert hätte, war die Antwort: „Da, wo ihr ihn 
nicht angreifen werdet." Man fragte, wie stark die Armee seines Königs 
sei; der Husar antwortete: „Sucht sie aus und zählt sie, wenn ihr Mut 
genug dazu habt!" Klermont hielt sich durch diese Kühnheit nicht für- 
beleidigt; sie gefiel ihm vielmehr und veranlaßte ihn, den Husaren zu 
fragen, ob sein König viele solche Soldaten hätte wie er. Der Mann 
mit dem Totenkopfe antwortete: „Ich gehöre zu den schlechtesten, sonst 
wär' ich jetzt nicht euer Gefangener." Eine solche Sinnesart war den 
Franzosen ein Rätsel. Man entließ den Husaren, und Klermont schenkte 
ihm einen Louisdor. Der Preuße nahm ihn an; allein im Angesichte des 
Feldherrn gab er das Goldstück einem französischen Soldaten mit der Er¬ 
klärung, daß er den Feinden seines Volkes schlechterdings nichts zu ver¬ 
danken haben wolle. Man trug ihm Dienst und eine Offiziersstelle an; 
er antwortete mit Hohngelächter, daß er ein Preuße sei. Solche Züge 
wie dieser geben Zeugnis von dem hohen Sinne und von der Begeisterung, 
welche jeden Soldaten im Heere Friedrichs beseelten. 
36. Friedrich in Lissa. (1757.)’ 
Ludwig Hahn, Friedrich der Große. 
Vergi. àie zu Nr. 35 angeführten Gedichte. 
Nachdem die preußische Armee nach dem Siege von Leuthen bei Lissa 
Halt gemacht hatte, kam der König, der in der Schlacht selbst für seine 
Person oft großer Gefahr ausgesetzt gewesen war, vor die Front geritten 
und fragte, ob noch einige Bataillone Lust hätten, ihm nach Lissa zu folgen, 
wo er den Übergang über das Schweidnitzer Wasser besetzen wollte. Die
	        
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