Full text: [Untertertia, [Schülerband]] (Untertertia, [Schülerband])

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2. Wacht auf und rauscht durchs 
Tal, ihr Bronnen, 
Und lobt beit Herrn mit frohem 
Schall! 
Wacht auf im Frühlingsglanz der 
Sonnen, 
Ihr grünen Halm' und Läuber all! 
Ihr Veilchen in den Waldesgründen, 
Ihr Primeln weiß, ihr Blüten rot, 
Ihr sollt es alle mitverkünden: 
Die Lieb' ist stärker als der Tod. 
4. Wacht auf, ihr Geister, deren 
Sehnen 
Gebrochen an den Gräbern steht, 
Ihr trüben Augen, die vor Tränen 
Ihr nicht des Frühlings Blüten 
seht, 
Ihr Grübler, die ihr fern verloren, 
Traumwandelnd irrt auf wüster 
Bahn, — 
Wacht auf, die Welt ist neugeboren. 
Hier ist ein Wunder, nehmt es an! 
3. Wacht auf, ihr trägen Menschen¬ 
herzen, 
Die ihr im Winterschlafe säumt, 
In dumpfen Lüsten, dumpfen 
Schmerzen 
Ein gottentfremdet Dasein träumt. 
Die Kraft des Herrn weht durch die 
Lande 
Wie Jugendhauch, o laßt sie ein! 
Zerreißt wie Simfon eure Bande, 
Und wie die Adler sollt ihr sein! 
5. Ihr sollt euch all des Heiles 
freuen, 
Das über euch ergossen ward! 
Es ist ein inniges Erneuen 
Im Bild des Frühlings offenbart. 
Was dürr war, grünt im Wehn der 
Lüfte, 
Jung wird das Alte fern und nah, 
Der Odem Gottes sprengt die 
Grüfte — 
Wacht auf! der Ostertag ist da. 
64. kleide im Herbst. 
Detlev Freiherr v. Liliencron. 
1. In Herbstestagen bricht mit starkem Flügel 
Der Reiher durch den Nebelduft. 
Wie still es ist! kaum hör' ich um den Hügel 
Noch einen Laut in weiter Lust. 
2. Aus eines Birkenstämmchens schwanker Krone 
Ruht sich ein Wanderfalke aus. 
Doch schläft er nicht, non seinem leichten Throne 
Äugt er durchdringend scharf hinaus. 
3. Der alte Bauer mit verhaltnem Schritte 
Schleicht neben seinem Wagen Torf. 
Und holpernd, stolpernd, schleppt mit lahmem Tritte 
Der alte Schimmel ihn ins Dorf.
	        
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