Zweite Abteilung.
Die Welt um uns her.
A. Bilder zur Erdkunde.
102. Die Sonne.
Karl Fritasche.
1. Von alters her ist die Sonne mit besonderer Verehrung
von den Völkern der Erde betrachtet, ja von manchen sogar an
gebetet worden; denn alles Leben und Gedeihen verdanken vir ihr.
Die Blume wendet sieh hoffnungsvoll der Sonne zu, und das Saat-
keld grünt unter ihren ervwürmenden Strahlen. Doch weit, weit ist
dieses freundliche Gestirn von uns entfernt, über æwanzig Millionen
Meilen. Wenn auf der Sonne eine grobe, scharf geladene Kanone
stünde und der Soldat, der hinten steht und sie riehtet, zielte auf
keinen andern Menschen als auf dieh, so dürftest du in dem Augen-
bliecke, da sie losgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues
Haus zu bauen, und könntest darin nooh lange Jahre essen, trinken
und sehlafen, Dann wenn aueh die Kugel in sehnurgerader Richtung
und immer a gleieher Geschwindigkeit fortflöge, so würde sie doch
erst nach rlauf von fünfundzwanzig Jahren auf der Erde anlangen,
obgleieh eine Kanonenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer
Strecke von 200 m niebht mehr als den sechzigsten Teil einer
Minute gebraueht.
2. Welehe Ausdehnung hat die Sonne? Unsere Erde erscheint
uns grob; doeh was ist sie gegen die Sonne! Ein Wanderer, der
tüglieh zehn Meilen zurũüeklegt, würde zu einer Reise um die Erde
540 Dage gebrauchen, zu einer Wanderung um die Sonne mebr als
162 Jahre. Der Durchmesser der Sonnenkugel beträgt 184000 Meilen,
ihr Umfang 572000 Meilen. Dieser ungeheure Ball besteht aus
einer weibglühenden, zähflüssigen Masse, die von glühenden Dampfen
und Gasen bis zu einer Höhe von 30000 Meilen allseitig umflutet