Full text: Für Klasse III der höheren Knabenschulen, Klasse VI der höheren Mädchenschulen (Band 4, [Schülerband])

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schöpfchen, das man das Eichhörnchen des Kornfeldes nennen könnte, 
da es mit der größten Gewandtheit zwischen den Ähren klettert und 
auch zwischen den Halmen sich ein kugliches Nest mit seitlichem 
Eingang baut, in dem es seine zuerst lächerlich kleinen Jungen 
großzieht. Beim Klettern benutzt es in zierlicher Weise seinen 100 
Schwanz nach Art mancher Affen als Wickelschwanz, um sich damit 
festzuhalten. 
9. Mancherlei Sagen und Gebräuche knüpfen sich in allen 
Gegenden an das Kornfeld. Besonders lieblich ist die Geschichte 
vom Kornkind, die man sich in der Schweiz erzählt. Ein Bauer 105 
kam an sein prächtiges Saatfeld und sah dort auf weißen Windeln 
ein kleines, hilfloses Kind mit hellen, weizengelben Löckchen. Das 
Kind lächelte ihn an und streckte ihm bittend die Händchen ent¬ 
gegen. Der Bauer erbarmte sich seiner und wollte es aufheben, 
um es heimzunehmen. Da ward aber das Kind immer schwerer HO 
und schwerer; er vermochte es nicht einmal von der Erde zu heben. 
Zuletzt erglänzte es wie Gold und sang: 
„Hast wohl vertrauet,. 
Hast wohl gebauet. 
Gebaut aus Gott!" 115 
und verschwand ihm unter den Händen. — Kann man wohl an¬ 
mutiger den schwerer und schwerer werdenden Segen des Korn- 
teldes darstellen? Heinrich Seidel. 
134. Schwert und Pflug. 
1. Einst war ein Graf, so geht die Mär, 
Der fühlte, daß er sterbe; 
Die beiden Söhne rief er her, 
Zu teilen Hab und Erbe. 
2. Nach einem Pflug, nach einem Schwert 
Rief da der alte Degen; 
Das brachten ihm die Söhne wert, 
Da gab er seinen Segen: 
3. „Mein erster Sohn, mein stärkster Sproß, 
Du sollst das Schwert behalten, 
Die Berge mit dem stolzen Schloß, 
Und aller Ehren walten.
	        
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